Das Herzstück eines jeden Buchblogs sind die Rezensionen. Mit Rezensionen startet fast jeder ins Buchbloggerleben, und sie werden auch später noch regelmäßig gepostet. Da ich selbst nicht gerade viele Rezensionen lese und auch meine Rezensionen oft nicht gerade die bomben Zugriffszahlen habe, fragte ich vor einiger Zeit auf Twitter, ob Rezensionen überhaupt gelesen werden. Die Antwortmöglichkeiten waren „Ja“, „Nein“, „Auf bestimmten Blogs“, „Nur zu bestimmen Büchern“.

Manche lesen allgemein gerne Rezension, manche vertrauen ihren Lieblingsbloggern und wieder andere lesen Rezensionen nur zu Büchern, die sie interessieren. Naja, und ein paar wenige lesen eben gar keine Rezensionen. Insgesamt zeigt aber die kurze Umfrage, dass 89% Rezensionen lesen. Ein Buchblog ohne Rezensionen ist also nicht nur nicht denkbar, es fehlt einfach ein wichtiges Element, das viele potentielle LesserInnen anzieht.
Wenn ich mir die Rezensionen meines alten Blogs angucke oder auch nur, wie ich vor einen Jahr geschrieben habe, muss ich etwas schmunzeln. Da hat sich einiges getan, und ich alleine kann mit einer Handvoll verschiedener Stile aufwarten, und wenn man sich die Vielfalt der Blogs anschaut, sind da noch viel mehr Varianten. Ich stolpere immer wieder über Rezensionen, die im Grunde nichts aussagen und für mich keinen Mehrwert haben. Warum genau bekommt das Buch jetzt 5 Sterne? Weil die eine Kussszene so toll war? Aha…
Trotzdem gibt es immer wieder regen Austausch darüber, was zwingend in eine Rezension muss, was optional ist und was man lieber weglassen sollte. Insgesamt wünsche ich mir aber vor allem, dass Rezensionen gehaltvoll sind bzw. gehaltvoller werden.
Einen weiteren guten Artikel zum Thema Rezensionen schreiben findet ihr auf Clever Bloggen.
Vorab
Wann die Rezension schreiben?
Wann und ob ist im Grunde jedem selbst überlassen. Es empfhielt sich allerdings, die Rezension oder wenigstens grobe Notizen möglichst zeitnah nach beenden des Buches zu schreiben, da die Eindrücke dann noch sehr frisch sind. Oft genug wird das allerdings durch Zeitmangel verhindert.
Notizen machen
Manche BloggerInnen machen sich schon während des Lesens Notizen und/oder markieren und unterstreichen (für manche ein absolutes No Go) wichtige oder schöne Stellen. Andere greifen auf Post-Its zurück, die sie nach dem Rezensieren wieder entfernen.
Ich gebe zu: ich unterstreiche (mit Bleistift) alles mögliche, mache Randnotizen und benutze verschiedenfarbige Post-Its. Gerade bei Sachbüchern hilft mir das ungemein, später eine fundierte Meinung abzugeben. Bei belletristischen Werken mache ich das sehr viel weniger, aber nach Ende der Lektüre nehme ich mir immer einen Augenblick Zeit und schreibe auf, was mir gefiel und was ich zum Abgewöhnen fand. Meistens schreibe ich die Gedanken in mein Notizbuch, in dem ich auch Rezensionen vorschreibe, wenn ich ohne Laptop/Tablet unterwegs bin. Ich bin hoffnungslos analog. Schnelle Notizen kann man sich aber auch in sein Handy in die “Memo”-App tippen, oder in Evernote. Das ist ein Programm, mit dem man Notizen digital sortieren und auf zwei Geräten synchronisieren kann. Auf Goodreads kann man ebenfalls Kommentare zu seinem aktuellen Lesestatusabgeben. Wenn ihr sowas macht: nutzt es später!

Basics
Kurzinfos
Die meisten BloggerInnen geben in einer kleine Box oder ähnlichem Kurzinfos an. Titel, Autor und Verlag sind klar. Übersetzer werden oft vergessen, dennoch gehört es zum guten Ton, sie zu nennen. Dasselbe gilt für Illustratoren.
ISBN halten viele für überflüssig, und bei neuen Büchern mag das vielleicht zutreffen. Oft kann es aber helfen, ein bestimmtes Buch ausfindig zu machen, das schon ein paar Jahre auf den Buckel hat. Bestes Beispiel: meine verzweifelte Suche nach dem Hans Christian Andersen Märchenbuch aus meiner Kindheit. Nach zwei Wochen intensiver Recherche habe ich es irgendwann gefunden und kann es jetzt mein Eigen nennen.
Oft werden auch Seitenzahl und Preis angegeben, und viele Blogs haben eine 5 oder 10-Sterne-Wertungsskala.
Inhaltsangabe
Zu jeder Rezension gehört eine kurze Zusammenfassung, worum es überhaupt geht. Man kann einfach den Klappentext übernehmen, vergesst dann aber nicht die Quellenangabe, da ihr nicht VerfasserIn des Textes seid.
Ich persönlich schreibe lieber selbst eine Zusammenfassung, weil Klappentexte oft entweder den Inhalt nicht genügend widergeben oder sogar spoilern.
Wie war’s?
Hier sollte mehr stehen als „Es war voll gut, lest es!“ oder „Mega Ramsch, lasst die Finger davon!“ Was war toll oder schlecht? Wie sind die Charaktere (keine Charakteranalysen wie in der Schule), wie interagieren sie miteinander? Wie ist die Welt aufgebaut, gibt es Logikfehler? Was fällt noch auf? Hier könnt ihr auf eure Notizen zurückgreifen, solltet ihr euch welche gemacht haben!
Viele BloggerInnen besprechen auch das Cover. Das ist einer der Teile, die ich mit Abstand am langweiligsten finde. Ernsthaft. Ich habe in nur einer Rezension das Cover angesprochen, und das auch nur, weil es genauso katastrophal war wie die Story.
Fazit
Fasst kurz und knackig eure Meinung zusammen. Sollte man das Buch kaufen? Die Finger davon lassen?

Andere Rezesionen
Es gibt andere Rezensionen zu dem Buch, die euch gefallen? Vielleicht sogar mit unterschiedlichen Meinungen? Verlinkt sie. Eure LeserInnen können so noch weitere Rezensionen lesen, ihr vernetzt euch mit anderen und insgesamt macht es euren Beitrag rund.
Fotos
Kopiert nicht einfach das Coverbild von Amazon oder der Verlagswebsite in die Rezension, macht eigene Fotos. Zum einen macht es die Rezension spannender, zum anderen können (gute) Fotos euren ganz persönlichen Stil als BloggerIn unterstreichen.
Eine teure Ausrüstung ist übrigens nicht nötig. Die Kameras in Smartphones sind hochauflösend und haben so viel Schnickschnack, dass man damit sehr gute Fotos machen kann. Mein Samsung Galaxy S6 kommt immer noch regelmäßig zum Einsatz, vor allem wenn es schnell gehen muss. Für die Nachbearbeitung gibt es jede Menge Apps (ich benutze BeFunky) oder kostenlose Programme für den Rechner. Hier alle Tips und Tricks aufzuführen ist zwar unmöglich, allerdings gibt es bei Christina Key jede Menge Artikel zum Thema, die man gut lesen und leicht umsetzen kann. Worauf man speziell bei Buchfotos achten sollte, erklärt Vera.
Noch ein Wort zum Urheberrecht: Urheberrechtlich ist eine komplette Coverabbildung von den Verlagen geduldet (man bekommt also keinen Ärger), wenn das Buch nicht komplett drauf ist, das Cover also nicht ganz zu sehen bzw. verdeckt, ist es angeblich gar kein Problem (ich bin da noch am Recherchieren nach guten Links). Generell sind hier und hier zwei Erklärbär-Artikel.

No Gos
Schlechte Rechtschreibung
Ich kann es nicht oft genug betonen, aber: eine vernünftige Rechtschreibung ist das A und O. Um mich nicht permanent zu wiederholen, kopiere ich hier den entsprechenden Abschnitt meines Artikels „Professionalisierung“:
Ich höre die Augen förmlich in ihren Höhlen rollen. Während des Blogger Future Place auf der Frankfurter Buchmesse fragte eine Teilnehmerin, warum wir auf Stil und vor allem Rechtschreibung achten sollten, wenn die nicht einmal die Verlage bei Büchern darauf achten. Anna hat glücklicherweise sowohl meine als auch Vanessas Antwort gespeichert:
“Warum sollten wir fehlerfrei sein? Weil wir den Anspruch daran haben sollten!“
Recht hat die @Buecherkraehe beim Vortrag auf dem #bfp16— Anna | Ink of Books (@Ink_of_Books) 21. Oktober 2016
“Wenn ein Buch nicht fehlerfrei ist, dann macht es keinen Spaß zu lesen. Genauso ist es bei Blogs!“
– @biblometasia beim #bfp16— Anna | Ink of Books (@Ink_of_Books) 21. Oktober 2016
Wir sprechen hier nicht von Tippfehlern, die leicht passieren können und noch öfter beim Korrekturlesen übersehen werden. Aber bitte lest eure Texte Korrektur. Tippt sie z.B. in Word vor oder benutzt, wenn ihr via WordPress bloggt, die dortige Funktion (die allerdings nicht so gut ist wie Word). Duden.de ist übrigens eine wundervolle Seite, die schnell helfen kann, wenn bereits beim Schreiben Zweifel am Wort aufkommen oder Word/Wordpress das Wort nicht als richtig erkennen.
Zur Rechtschreibung gehört auch Interpunktion. Ausrufezeichen sind keine Rudeltiere, Punkte und Kommata sind jedoch durchaus sinnvolle Elemente der Textstrukturierung.

Zitate nicht markieren
Es ist ganz einfach. Wenn ihr Zitate aus dem Buch oder von woanders übernehmt, müssen diese kenntlich und eine Quellenangabe gemacht werden. Buchtitel und Seitenzahl reichen in der Regel, bei Websites der Link. Dabei ist es egal, ob die Angabe direkt hinter dem Zitat kommt, oder in einer Fußnote gemacht wird.
Die Autorin/den Autoren persönlich angreifen
Im Eifer des Gefechts – oder eines Rants – überschreitet man manchmal eine Grenze ohne es zu merken. Egal, wie grottenschlecht ein Werk sein mag, die Autorin daraufhin persönlich angreifen (z.B. mit Beleidigungen) ist daneben. Nur, weil ein oder zwei Bücher nicht eurem Geschmack entsprechen heißt das nicht, dass der Autor völlig talentfrei ist. Schaut euch mal Schreiberlinge wie Stephen King, John Irving, Rosamunde Pilcher oder Sarah J. Maas an. Sie aller veröffentlichen unfassbar viele Bücher, und so sehr ich Stephen King auch verehre – manche seiner Bücher finde ich einfach unfassbar öde. Dasselbe sagen auch Hardcorefans über Pilchers Romane, und dass Sarah J. Maas meiner Meinung nach mit A Court of Thorns and Roses einen leidenschaftlichen Griff ins Klo machte, ist auch kein Geheimnis. Trotzdem muss man deswegen nicht unter die Gürtellinie gehen.
Wichtig
Rezensionsexemplare
Als BuchbloggerIn ist es natürlich verlockend, Rezensionsexemplare anzufragen, und es spricht auch absolut nichts dagegen! Ein paar Dinge sollte man dennoch beachten:
1. Fordert nicht zu viele auf einmal an, ihr braucht auch Zeit, diese Bücher zu lesen und sie zu rezensieren.
2. Ihr schuldet weder Verlag noch AutorIn etwas. Schon gar nicht eine Jubelrezension. Das Buch ist eurer Meinung nach schlecht? Schreibt es.
3. Ob ihr in euren Rezensionen kenntlich macht, dass es sich um ein Rezensionsexemplar handelt, ist eure Entscheidung. Ich bedanke mich in der Regel beim Verlag nochmal in der Mail mit dem Beleglink. Das ist persönlicher. Kenntlich mache ich das nur, wenn ich das Exemplar über Literaturschock bezogen habe, um die Plattform zu unterstützen.
Ranten, ja oder nee?
Der Rant ist im Grunde nichts anderes ein humoristischer Verriss und hat ebenso wie der klassische Verriss oder die Jubelrezensionen seine Daseinsberechtigung. Ein Buch ist eine schriftstellerische Katastrophe? Der Untergang des Lieblingsgenres? Dann heißt es Luft machen!
Anna hat einen schönen Artikel geschrieben, ob man überhaupt ranten darf, und meiner Meinung nach ist ein Rant absolut okay.
Ich hoffe, ich habe nichts vergessen. Was ist euch bei Rezensionen wichig? Worauf sollte man ganz besonders achten?
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