Auf der Frankfurter Buchmesse hat Philip im Rahmen des Blogger Future Place einen Vortrag über Monetarisierung von Buchblogs gesprochen, an den sich eine heiße Diskussion entzündete. Diese Diskussion ist nicht neu, denn Fragen wie „Dürfen wir überhaupt Geld für unser Hobby nehmen?“, „Wenn ja, wofür?“, „Wie viel?“, „Gilt das für alle Blogs?“ usw. stehen seit Ewigkeiten im Raum und spalten in diesem Punkt die Bloggerszene. Caro von Time and Tea hat vor einiger Zeit einen Artikel dazu geschrieben und sich nicht nur gegen eine Monetarisierung der Buchblogs ausgesprochen, sondern holt einmal kräftig gegen die Buchblogger aus. Ebenfalls gegen eine Monetarisierung spricht sich Julia von Julias Wunderlandt aus.
Ob die Buchblogs überhaupt Geld nehmen sollen oder dürfen, wo doch alles ein Hobby und voller Idealismus ist, ist eine der Gretchenfragen. Doch warum sollten Buch- oder, wie sie auch genannt werden, Literaturblogger* kein Geld nehmen? In allen anderen Blogbranchen ist es völlig normal, Artikel für Geld zu schreiben (die entsprechend als Sponsored Posts deutlich gekennzeichnet werden). Buchblogger starten immer aus den gleichen Gründen einen Buchblog: die Leidenschaft für Bücher, und alle beginnen als Hobby. Die Buchblogbranche winkt nicht mit dem großen Geld, keiner startet seinen Blog aus finanziellen Gründen. Doch warum sollte man mit einem Hobby nicht auch Geld verdienen können? Künstlerisch talentierte Menschen verkaufen auch bspw. Bilder oder Website-Designs, obwohl das nicht ihr Hauptjob ist, um nur ein Beispiel zu nennen. Manche GegnerInnen der Monetarisierung klingen, als wollte man seinen Lebensunterhalt mit dem eigenen Literaturblog bestreiten. Davon ist die Literaturbranche allerdings so meilenweit entfernt, dass jedem, der sich ernsthaft mit dieser Thematik auseinandersetzt, klar sein dürfte, wie unrealistisch so ein Vorhaben wäre. Worüber wir hier also sprechen sind monetäre Beträge im geringfügigen Bereich, die nicht ansatzweise über die Obergrenze für Kleingewerbe hinausreichen.

Doch wie kann man mit dem eigenen Buchblog Geld verdienen? Philip hat netterweise seine Präsentation vom Blogger Future Place hochgeladen, bei der man einen guten ersten Überblick bekommt. Wer aufpasst, dem fällt auf, dass eines der Herzstücke eines Buchblogs fehlt: die Rezension. Dafür Geld zu nehmen ist tatsächlich etwas übertrieben, immerhin sind sie eine der Säulen, auf denen Literaturblogs stehen. Doch was ist mit Artikeln, in denen man Verlage und/oder einen Teil des Verlagsprogrammes vorstellt? Artikel kosten je nach Länge und Recherche eine Menge Zeit, und gerade, wenn man bspw. einen Verlag exponiert vorstellt, ist geht das über den Werbeaspekt einer Rezension deutlich hinaus. Das ist jedoch nur eine Idee, die in der Buchblogbranche bisher noch nicht umgesetzt wurde, bei einer befreundeten Foodbloggerin aber durchaus funktioniert (man beachte die deutliche Kennzeichnung des Beitrags als Sponsored Post, sowohl am Anfang als auch am Ende). Die Möglichkeiten, mit einem Literaturblog ein wenig Geld zu verdienen sind auf den ersten Blick vielfältiger als gedacht, wenn bisher auch nicht vollständig ausgereift. Da diese Diskussion jedoch nicht abreißen will und regelmäßig wieder aufflammt, wird sich meiner Meinung nach noch einiges auf diesem Feld tun.
Ein Wort zu Rezensionsexemplaren. Manche BloggerInnen sehen sie als Bezahlung an bzw. als ein Geben und Nehmen zwischen Verlag und BloggerIn. Zum einen dürften die Gegner einer Monetarisierung solche Bücher nicht annehmen, wenn sie diese als eine Art Bezahlung betrachten. Auf der anderen Seite hat eine Teilnehmerin des Blogger Future Place einen guten Einwand gebracht:
„Was kostet den Verlag ein Buch? Und wie lange braucht ihr, um das Buch zu lesen, zu rezensieren und auf eurem Blog zu posten? Rechnet das mal auf einen Stundenlohn herunter, da bewegen wir uns deutlich unter Mindestlohn. Wenn ihr ein Rezensionsexemplar als Bezahlung seht, habt ihr einen verdammt niedrigen Anspruch.“
Ich habe dem Nichts hinzuzufügen, außer, dass ich ein Rezensionsexemplar weder als Bezahlung sehe, noch jemals Bezahlung für eine Rezension möchte.
Das hat übrigens nichts mit fehlender oder vorhandener Objektivität zu tun. Auch wenn ein Verlag ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellt kann man es schlecht bewerten. Das hängt allerdings auch davon ab, wie ein Blogger eine Rezension versteht. Soll sie eine möglichst objektive Bewertung des Buches nach gewissen Standards sein oder eine persönliche Vorstellung nach subjektiven Punkten? Stichworte hier: Ehrlichkeit und vermutlich eine Portion Selbstbewusstsein.** Wenn man allerdings vorher den Anspruch an sich hatte, bei Rezensionen möglichst objektiv und ehrlich zu sein und die eigenen Artikel gut zu recherchieren und zu schreiben, wird sich dieser Anspruch nicht ändern, sollte man eine gewisse finanzielle Gegenleistung erhalten. Wichtig hier sind Ehrlichkeit und Transparenz, deren Abwesenheit von Caro bemängelt wird. Bei einigen Blogs zu Recht, die schon die Erwähnung des Rezensionsexemplars nicht für nötig halten. Besagte Transparenz fängt bei Kennzeichnung von Rezensionsexemplaren an und geht bei Sponsored Posts (dazu gehören auch Gewinnspiele, deren Preise zur Verfügung gestellt werden) weiter. Mit einer solchen Transparenz, der entsprechenden Objektivität und vor allem den Anspruch, einen gewissen Standard zu haben gibt man übrigens auch die viel beschworene Unabhängigkeit nicht auf.
Julia stellt die Frage: „Wer würde überhaupt bezahlt werden und wer nicht?“, und merkt erhöhte Kosten für Verlage an, wenn „jeder noch so kleine Blogger…auf einmal bezahlt werden“ möchte. Darum geht es aber nicht. Es geht nicht darum, jedeN BloggerIn zu bezahlen. Wie bei allen freiberuflich ausführbaren Tätigkeiten zählt hier vor allem Qualität (die Caro Vermisst, da es vielen Bloggern nur um Quantität zu gehen scheint), bei Bloggern zusätzlich Reichweite. Es gibt genügend Buchblogs, die von Bloggerkollegen nicht ernst genommen werden, ganz gleich, wie hoch die Followerzahl ist. Gründe sind mangelhafte Rechtschreibung (inkl. Interpunktion und Grammatik) und Sprachstil, Blog-Design (glitzernde Pfeile, mehr Pink als Cindy aus Marzahn am Körper trägt) und allgemeine Selbstdarstellung. Ein Stichwort hier: Professionalisierung, die aber in einem anderen Artikel besprochen werden soll.
So herablassend es klingen mag, aber die meisten Blogs, die o.g. Kriterien erfüllen und gewisse Standards vermissen lassen, werden über den Status von Rezensionsexemplaren nicht hinaus kommen (was im Umkehrschluss nicht bedeutet, dass die anderen Blogs automatisch Geld verdienen werden). Wenn andere BloggerInnen diese Blogs schon nicht ernst nehmen, wieso sollten es Verlage tun und für minderwertige Artikel auch noch Geld ausgeben? Insofern wird nicht jeder BloggerIn Geld verdienen. Grafiker, die nur Basiskenntnisse Photoshop haben, verdienen auf dem freien Markt auch nichts. Die Qualität eines Blogs wird meines Erachtens vieles regeln, zum einen, wer mit Verlagen, Autoren und anderen auf finanzieller Ebene arbeiten kann, und in welchem Rahmen. Julia fragt auch, wie die Bezahlung festgelegt wird. Dazu gibt es keine allgemeingültige Antwort, aber ich stelle mir vor, dass es läuft wie bei anderen Freiberufen auch: per Honorar, auf das man sich vorab einigt.
Nun merken manche an, dass Journalisten eine Ausbildung machen und daher in diesem Bereich das Monopol auf Gehalt haben. Interessant. Es gibt journalistische Ausbildungen und Studiengänge, oft genug gibt es aber auch Quereinstiege, gerade in der Pressewelt. Manchmal sind Volontariate Voraussetzung, manchmal nicht. Und ändert es etwas, wenn man über eine Fernschule einen Lehrgang zur Online-RedakteurIn oder JournalistIn macht? Ist man danach eher berechtigt, Geld für seine Arbeit zu nehmen oder nicht? Wenn man mit dem eigenen Studienabschluss bei einer Fachzeitung oder einer Fachabteilung einer Zeitung anfängt – was weiß Gott nicht selten vorkommt – und dafür bezahlt wird, ist man also trotzdem nichts weiter als ein Laie, weil einem die journalistische Ausbildung fehlt? Spannend. Allerdings ist es auch wieder typisch deutsch: ohne Ausbildung kein Stück Papier, ohne dieses Papier kann man nichts.
Die Frage, ob man mit seinem Buchblog Geld verdienen kann, darf, soll wird nicht heute geklärt, ich möchte in den Raum stellen: nie. Dafür steht der Idealismus, der laut Auffassung vieler BloggerInnen Geld verdienen ausschließt, zu präsent im Raum und wird neben dem Argument, ein Buchblog sei nun mal nur ein Hobby, für das man kein Geld nehmen kann oder soll, immer wieder deutlich oder weniger deutlich angebracht. Hier möchte ich gerne Hekabe von Geekgeflüster zitieren: „Also entscheidet euch. Wollt ihr diese journalistische Verantwortung auf euch nehmen und in welchem Grad wollt ihr das tun oder wollt ihr es nicht? Wollt ihr an der Branche teilhaben und euch dementsprechend erwachsen und professionell verhalten (egal, ob ihr daraus Geld schlagt oder nicht) oder wollt ihr einen reinen Feelgood-Blog ohne all das machen?“ Ihr Artikel ist übrigens sehr lesenswert, weil sie den Unterscheid zwischen Professionalisierung und Monetarisierung aufgreift. Meiner Meinung nach kann Letzeres nicht ohne Ersteres passieren.
Am Wichtigsten finde ich jedoch, dass man sowohl den einen als auch den anderen Weg akzeptiert. Du willst deinen Blog nur als Hobby betreiben und kein Geld dafür haben? Dann mach das und habe Spaß daran. Akzeptiere aber bitte auch, wenn andere BloggerInnen nach Möglichkeiten suchen, durch ihren Blog ein kleines Zubrot zu verdienen, und sei es nur, um gewisse Auslagen wie neue Bücher zu decken.
Ich bin pro Monetarisierung, wenn man es möchte, und würde es sehr begrüßen, wenn sich BloggerInnen, die tatsächlich Geld mit ihrem Blog verdienen, nicht ständig dafür rechtfertigen müssen und als HochverräterInnen der Bloggerszene behandelt werden.
* Ich mache keinen Unterschied zwischen der Bezeichnung Buchblogger und Literaturblogger. Bücher sind Literatur und umgekehrt.
** Mal ehrlich, wer meldet dem Verlag schon gerne zurück, dass das Buch, das man ggf. selbst angefordert hat, eine schlechte Rezension bekommt?
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