[Content Warning: Dieser Artikel behandelt Rassismus und rassistische Mechanismen, Reaktionen u.ä.]
[EDIT: Über ein paar Ecken wurde mir zugetragen, dass MacKay mir vorwirft, ihr (inzwischen) geschlossenes Pseudonym “einfach öffentlich gemacht” gemacht zu haben. Als dieser Artikel erschien, hatte MacKay noch eine Autorenwebsite, in deren Impressum ihr Klarname stand. Da hatte ich ihn her und ging davon aus, dass es sich um ein offenes Pseudonym handelt. Da dies nicht mehr der Fall zu sein scheint, habe ich Nina MacKays Klarnamen aus dem Artikel genommen.]
Cultural Appropriation und White Washing sind zwei Themen, die in den letzten Jahren aus der Blogsphäre der Sozialkritik herausgetreten und immer öfter auch in größeren und Mainstreammedien diskutiert werden. Zunächst war die Diskussion vor allem auf den Modebereich und Castingmethoden in Hollywood beschränkt, doch da Cultural Appropriation und White Washing als Mechanismen von (strukturellem) Rassismus sehr viel mehr Bereiche betrifft, zieht die Diskussion immer weitere Kreise. Auch in der Welt der Literatur ist Rassismus z.B. in Form von rassistischer Sprache ein Thema.
Warum der Artikel?
Vor kurzem bin ich über ein Jugendbuch gestolpert, das im März 2018 bei Ivi, dem Imprint von Piper erscheinen soll. Es ist das neueste Buch von Nina MacKay, heißt Teenie Voodoo Queen und zeigt eine weiße Rothaarige auf dem Cover. Dieses und der Klappentext geben Aufschluss darüber, worum es in dem Buch gehen wird: Eben jene weiße Protagonistin, Dawn, wird auf ihrer normalen Schule gehänselt (lies: gemobbt, denn nichts anderes ist es, was sie im ersten und zweiten Kapitel erlebt), und auch auf der Voodooschule ist sie eine Außenseiterin und wenig talentiert. Allerdings zaubert sie aus einem Alligator einen Menschen und macht sich auf, die Welt zu retten. Oder so.
Klingt erstmal nach einer x-beliebigen Jugendfantasy-Storyline, wäre da nicht ein feines Detail: Die Protagonistin ist weiß. Voodoo ist eine Religion, deren Anhänger*innen Schwarz sind. Hier stinkt es zum Himmel nach Cultural Appropriation und White Washing, und das ist maximal problematisch!
Cultural Was?
Cultural Appropriation, zu Deutsch kulturelle Aneignung, und White Washing sind zwei Mechanismen von strukturellem Rassismus, die in der Popkultur durch weiße Menschen angewandt werden.
White Washing ist dabei am einfachsten erklärt. Ursprünglich bezog sich der Begriff auf eine Castingmethode aus Hollywood, mit der Charaktere, die historisch und/oder literarisch bedingt (B)PoC 1 sind, mit weißen Schauspieler*innen besetzt werden. Ein Beispiel in den letzten Jahren war die Besetzung Christian Bales als Moses im Film Exodus, der im nahen Osten spielt. Ein anderes Beispiel ist der Film Gods of Egypt, in dem sämtliche ägyptischen Charaktere und Götter mit weißen Schauspieler*innen besetzt wurden. White Washing ist rassistischer Prozess, in dessen Zug (B)PoC in der (Pop)Kultur unsichtbar gemacht werden, damit die Hautfarben dem weißen Auge schmeicheln und mehr weißes Publikum anziehen. Denn Popkultur wird ja schließlich nur für weiße gemacht, ist doch klar. Achja, und um Geld geht es natürlich auch, denn weiße berühmte Schauspieler ziehen natürlich mehr Publikum an und spülen mehr Geld in die Kassen. So die verquere Logik von Produzenten.
Nun ist nicht nur die Filmindustrie von White Washing betroffen sondern auch andere Bereiche von Kultur, und durch den rassistischen Mechanismus von Cultural Appropriation zieht White Washing eben auch in die Literatur ein.
Cultural Appropriation bezeichnet eine Handlung, mit der sich jemand ohne Erlaubnis an „einer fremden Kultur und sich an geistigem Eigentum, kulturspezifischen Ausdrücken und Artefakten, Geschichte und Wissen bedient.”2 Scafidi, die das Buch Who owns Culture geschrieben hat, erklärt es ausführlicher: „[Cultural Appropriation] kann die nicht autorisierte Nutzung von kulturellen Tänzen, Kleidung, Musik, Sprache, Folklore, Küche, traditioneller Medizin, religiösen Symbolen, etc. beinhalten. Es ist sehr wahrscheinlich, dass es für die Menschen der Ursprungskultur verletzend ist, besonders wenn sie als Minderheit unterdrückt oder auf andere Weise ausgebeutet wurde, oder wenn das Objekt der kulturellen Aneignung heikel ist, z.B. bei heiligen Objekten.” 3 Wichtig ist in diesem Zusammenhang auch, dass es, wie Scafidi bereits andeutet, immer ein Machtgefälle gibt zwischen denen, die nehmen/aneignen und denen, von denen genommen wird. „Mit kultureller Aneignung spielen sich immer noch koloniale Realitäten ab: Der Kolonisator nimmt vom Kolonisierten.”4
Kurzfassung: Kulturelle Aneignung bedeutet, dass man sich als Mitglied einer privilegierten Kultur an einer marginalisierten Kultur, z.B. der afro-amerikanischen, indischen, japanischen oder chinesischen, bedient, ohne auf die kulturellen Hintergründe oder die Gefühle der Mitglieder der Kultur zu achten, an der man sich gerade bedient.
Praxisnahe Beispiele von kultureller Aneignung, die jeder von uns kennt, sind z.B. Warbonnets (Federschmuck amerikanischer Ureinwohner), Bindhis, Henna, Dreadlocks, Pluderhosen, Saris und Shalwar Kamiz, aber auch religiöse Symbole wie das heilige Om werden von weißen benutzt bzw. Getragen.
Nun sagen Kritiker des Cultural Appropriation Ansatzes, so etwas sei ein völlig normaler kultureller Austausch, einen, den es schon seit Jahrtausenden gibt. Das stimmt so aber nur teilweise. Der bereits angesprochene Machtaspekt ist auch hier wichtig, denn „kultureller Austausch” gelang nicht immer nur über Handel, sondern vor allem durch Kolonisation, also der Unterwerfung und Ausbeutung anderer Kulturen. Das ist ein Nehmen ohne Geben (zumindest, wenn man Völkermord, Versklavung, Zwangsmissionierung und andauernde Unterdrückung nicht als angemessenes Tauschgut ansieht).
Ein wichtiger Aspekt, den Weiße gerne einfach vergessen ist, dass sie so ziemlich alles tragen können und man im schlimmsten Fall als ein wenig schrullig gilt, meistens aber als „cool” oder „individuell”. Die Mitglieder der Kultur, aus der man sich bedient, können sich das nicht leisten.
So schreibt Jaya Sundaresh: „Bei Gomez ist ein Bindhi ein mutiger, neuer Look; bei mir ist es ein Symbol meines Versagens mich anzupassen. Bei ihr ist zweifellos cool; bei mir ist es einfach ein weiterer Marker meines Andersseins.”5 Diese Aussage trifft nicht nur für das Tragen eines hinduistischen Bindhis zu, sondern kann allgemein auf kulturelle Symbole/Kleidung übertragen werden. Sprich: wenn Weiße Symbole oder Kleidung anderer, marginalisierter Kulturen tragen, ist das voll okay und akzeptiert. Wenn es Mitglieder der Ursprungskultur machen, werden sie dafür kritisiert sich nicht integrieren zu wollen, weiter an ihrer Kultur festzuhalten und sehen sich, je nach Kultur, nicht nur mit Rassismus konfrontiert, sondern u.a. auch mit Islamophobie. Der von weißen Kritikern angesprochene „kulturelle Austausch” ist also nicht gegeben, denn außer an Weißen werden andere Kulturen und ihre Symbole und Kleidung nach wie vor als minderwertig betrachtet.
Übrigens, weil in Deutschland ja gerade die Karnevalszeit losgeht, bitte merken: Fremde Kulturen sind kein Kostüm!
Ja, Saris sind schön, und als eine indische Freundin in Hyderabad mir ein Shalwar Kameez gab, weil ich mein Mittagessen komplett über mich verteilt hatte, wollte ich es eigentlich nie wieder ausziehen. Ich würde aber nie auf die Idee kommen, es als Weiße in Deutschland zu tragen oder sogar zum Fasching!
Genau das Gleiche gilt für „Indianer” [sic] Kostüme oder „Sexy Pocahontas”, und Kostüme mit den Titeln Zulu Afrika Bastrock Kostüm (inkl. Knochen in der Nase und Blackfacing) und Zulu Krieger – unglaublich witzig sind eben nicht „witzig” sondern zutiefst rassistisch!
Voodoo, Hoodoo, Vodou, Vodoun?
Nun geht es in MacKays neuem Buch um Vodou, und die Autorin betreibt damit meiner Meinung nach Cultural Appropriation. Zunächst aber ein paar Stichpunkte zu Vodou.
https://twitter.com/wizaquiz/status/829193063675416577
Die Unterscheidung ist insgesamt nicht ganz so einfach, schon gar nicht, wenn man Außenstehende*r ist und sich bisher im Grunde nur über Hollywoodfilme mit dem Thema auseinandergesetzt hat. Das, was der Mainstream in Filmen und Serien als “Voodoo” verkauft, ist eigentlich Hoodoo. Voodoo/Vodou ist eine Religion, Hoodoo eine Form von Magie.
Vodou, wie es eigentlich heißt, stammt ursprünglich aus Westafrika, wo es von verschiedenen, tlw. rivalisierenden Stämmen praktiziert wurde. Durch die Sklaverei kam Vodou erst in die Karibik, vor allem nach Haiti, wo es bis heute eine organisierte Religion ist, und später in die Südstaaten der USA. Vodou wird unterschieden in Vodou (Haiti) und Vodoun (Louisiana Voodoo). Letzteres unterscheidet sich deutlich von Vodou, Vodoun beinhaltet auch magische Elemente des Hoodoo.6
Was vor allem wichtig ist: die Wurzeln von Vodou und Vodoun liegen in Westafrika, die Anhänger beider religiösen Zweige sind nach wie vor BPoC, keine weißen. Mehr noch, Anhänger des Vodou sehen es als Beleidigung an, wenn Weiße sich auf einmal als Vodou-Anhänger*innen präsentieren: „Weiße Menschen tragen immer noch zu einer Gesellschaft bei, die Schwarze Menschen unterdrückt, und Voodoo und Hoodoo sind unsere Waffen dagegen. Wegen des Leids, das weiße Menschen uns verursachen, haben sie kein Recht Teil unserer Praktiken zu sein. Es ergibt überhaupt keinen Sinn, dass sie es sollten, und es ganz offensichtlich unverschämt.” 7
In einem Vodou-Kontext also eine weiße Protagonistin einzusetzen, weil es vielleicht der Leserschaft oder dem Verlag (und mit beidem der Geldquelle) besser passt, ist White Washing (Vodou-Anhänger*innen sind in der Realität Schwarz, nicht weiß) und kulturelle Aneignung.
Nina MacKays Reaktion auf meine Mail
Ich spreche Dinge ja gerne an, und auch wenn ich dieses Mal einen kleinen Schubser auf Twitter brauchte, habe ich der Autorin des Buches geschrieben.
Vorweg: Als ich meinte, ich würde die Nachrichten zwischen uns veröffentlichen, wies sie mich darauf hin, dass private Chats nicht veröffentlicht werden dürfen (und ich gehe davon aus, dass ein ungesagtes „ich schalte sonst einen Anwalt ein” mitschwang, aber das ist reine Interpretation). Damit hätte sie Recht, wenn es nicht über ihre Autoren-Facebookseite wäre und nur in Ermangelung einer „echten” Emailadresse eben über den Messenger geschrieben werden musste. Die Mails bezogen sich zudem explizit und ausschließlich auf MacKays neues Buch, es waren also geschäftliche Mails: „Geschäftliche E-Mails dürfen im Gegensatz zu privaten E-Mails veröffentlicht werden, wenn das Interesse der Öffentlichkeit an der Veröffentlichung das Geheimhaltungsinteresse des Absenders überwiegt.”8 Ich werde die Antworten von MacKay dennoch nicht veröffentlichen, aber stellenweise zitieren.
Der Wortlaut meiner Mail:
Sehr geehrte Frau MacKay,
als ich vor einigen Tagen die Vorschau zu Ihrem neuen Buch „Teenie Voodoo Queen” sah war ich entsetzt.
Voodoo hat seine Wurzeln in Westafrika, kam durch die Sklaverei in die Karibik und schließlich auch in die Südstaaten der USA. Die Anhänger*innen von Voodoo sind bis heute PoC (Person/People of Colour, also nichtweiße Menschen).
Ich kann verstehen, dass Voodoo ein spannendes Thema für einen Fantasy-Jugenroman darstellt, dennoch halte ich eine weiße Protagonistin bei diesem Thema für absolut unangemessen. Jugendliche PoC sind in der Literatur bereits unterrepräsentiert. Dass Sie nun ein Thema für Ihren Roman gewählt haben und es nicht, wie man in diesem Kontext erwarten würde, mit einer Schwarzen Protagonistin besetzen sondern mit einer weißen, roothaarigen, ist white washing (1) und vor allem cultural appropriation (2). Diese Wahl der Protagonistin, die auch noch besondere Fähigkeiten in Voodoo haben soll, zeugt von einem kulturellem Unverständnis, sowohl was Voodoo angeht, als auch was die Besetzung Schwarzer Themen mit weißen Personen bei PoC auslösen kann.
Ich finde das Setting mehr als unglücklich geraten. Ich würde mich freuen, wenn Sie die angesprochenen Punkte bei können sie bei Ihren zukünftigen Buchprojekten im Hinterkopf behalten.
Freundliche Grüße,
Mareike Hansen
(1) White Washing: Eine Castingmethode, mit der historische oder literarische PoC Figuren mit Nicht-Weißen besetzt werden. Das Konzept lässt sich aber auch auf andere künstlerische Gebiete anwenden, wenn eine reale Gruppe im Grunde nur aus PoC besteht, der oder die Heldin aber weiß ist.
(2) Cultural Appropriation/Kulturelle Aneignung: Übernehmen von Symbolen, Kleidungsstil u.ä. aus einer anderen Kultur bzw. Ethnie
Ich bekam tatsächlich sehr schnell eine Antwort, allerdings hat die mich sehr verwundert. Zum einen meinte MacKay, da es Jugendfantasy sei müsse es nicht der Realität entsprechen. Das finde ich sehr interessant, da das Buch in dem sehr realen New Orleans spielt und die sehr reale Religion Vodou bzw. Vodoun thematisiert.
Darüber hinaus wunderte sich MacKay darüber, dass sie immer noch über Rassen [sic] und sexuelle Orientierung sprechen müsse. Das zeugt meiner Meinung nach von einer Blindheit gegenüber Minderheiten, denn natürlich muss darüber gesprochen werden, dass LGBTQ*-Menschen, (B)PoC und andere nach wie vor marginalisiert, diskriminiert und in der Kultur nach wie vor nicht sichtbar gemacht werden. Wenn man sich solche Charaktere und Themen aussucht, muss man als Autor*in damit rechnen, über diese Themen auch sprechen zu müssen. Dieses „Ich sehe keine Farben” trägt absolut nichts dazu bei Rassismus zu bekämpfen, ganz im Gegenteil. Wenn man Hautfarbe negiert, negiert man auch die Erfahrungen, die die Betroffenen mit Rassismus und anderen Diskriminierungsformen gemacht haben. Angie Thomas meinte bei einer Lesung in Hamburg, dass es sogar wichtig sei, die Hautfarben und damit die verschiedenen Erfahrungen zu sehen, um den Gegenüber wirklich ernst zu nehmen. Wichtig sei allerdings auch, dass man sich aufgrund seiner eigenen Hautfarbe dem anderen nicht überlegen fühle.
Das letzte Argument, das MacKay auspackte, war das der „bunten Welt”, und das jeder tun sollen dürfe was er will, ohne Anfeindungen oder Kritik zu ernten. Das finde ich eine seltsame, sogar gefährliche Ansicht, denn gerade eine freie Gesellschaft lässt auch Kritik zu, sie ist ein wichtiges Mittel der Meinungsfreiheit. Vor allem scheint das Argument „jeder kann tun was er will, er sollte keine Kritik fürchten müssen” immer dann aufzutauchen, wenn man selbst für seine Handlungen kritisiert wird.
Lange Rede, kurzer Sinn, ich habe der Autorin geantwortet:
Liebe Nina,
ich weiß, dass das Buch in New Orleans spielt, das habe ich auch geschrieben. Mir geht es darum, dass die Wurzeln des Voodoo in WA liegen.
Ich sage auch nicht, dass man sich nur als PoC für Voodoo interessieren kann. Ich finde es aber sehr verwunderlich, dass deine Protagonistin als weiße scheinbar mit der Voodoo-Fähigkeit geboren wurde, und das ist white washing. Und in diesem Kontext wird man immer, besonders als Autorin, die cultural appropriation und white washing betreibt, über Ethnien sprechen müssen.
Übrigens finde ich nicht, dass das Argument „Es ist Fantasy, es muss nicht der Realität entsprechen“ schlagkräftig ist. Immerhin spielt dein Buch doch in der sehr realen Welt in den Südstaaten?
Des Weiteren finde ich es sehr bedenklich, dass man die Handlungen anderer Menschen nicht mehr kritisieren darf/soll. Das halte ich für eine sehr gefährliche Einstellung.
Ich glaube, du hast mein Anliegen schlicht nicht verstanden, und aus deiner Antwort schließe ich, dass die Bedenken von PoC, egal ob jugendlich oder erwachsen, schlicht egal sind.
LG,
Mareike
Darauf folgte nur die Antwort, dass ich falsch läge. Ich antwortete ihr, dass ich die Nachrichten öffentlich machen wolle, da mir das Thema Cultural Appropriation und White Washing recht wichtig sind.
Daraufhin bekam ich eine letzte längere Antwort.
MacKay widerspricht, dass sie White Washing betreibe und bezieht sich dabei auf ihre Lektorin, die das Buch kenne und ihr zustimme. Zudem würde ich mir eine bessere Meinung bilden können, hätte ich das Buch gelesen. Nun, ich habe auf Wattpad immerhin die ersten fünf oder sechs Kapitel gelesen, meine Kritik bleibt dennoch bestehen!
MacKay bezog sich auf ihre Lektorin. Ich würde meine linke Hand darauf verwetten, dass diese weiß ist und dementsprechend ein Problembewusstsein nur hat, wenn sie sich mit dem Thema auseinandersetzt – und auch dann ist es immer noch nur eine weiße Sicht. Das ist bei mir natürlich genauso, denn auch wenn ich mich damit auseinandersetze werde ich die Tiefe des Problems nie vollends begreifen weil mir einfach die persönliche Erfahrung damit fehlt. Man kann sich als weiße Person aber dennoch bilden.
Ein weiteres Argument, das MacKay ins Feld führt ist, dass sich in unserer Welt die Ethnien mischen, und die Voodoo-Klasse deshalb ebenfalls Schüler verschiedener Kulturen hat. Das mag alles sein, aber es ändert nichts daran, dass MacKay hier Cultural Appropriation betreibt. Vodou ist nicht ihre Kultur, es ist überhaupt keine Kultur von Weißen, sondern ist, wenn man Weiße in den Kontext ziehen will, als Schutz und Waffe gegen Unterdrückung entstanden.
Und jetzt?
Ich finde es wichtig, Themen wie Cultural Appropriation und White Washing in der Kultur und, weil ich einen Literaturblog betreibe, besonders auch in der Literatur sichtbar zu machen und zu kritisieren. Kein Autor, kein Mensch hört gerne, dass er sich rassistisch verhalten hat. Sowas kommt vor, auch bei Leuten, die sich als antirassistisch und/oder einer der tolerantesten Menschen bezeichnen. Wichtig ist, sich die Kritik anzuhören, den Gegenüber ernst zu nehmen und vielleicht auch zu lernen. Nur so, wenn weiße, privilegierte Menschen endlich anfangen zuzuhören, egal ob BPoC, LGBTQ* oder anderen diskriminierten Gruppen, und gewillt sind zu lernen und eingefahrene Muster zu ändern, haben wir die Chance, Ismen und Diskriminierungen erfolgreich zu bekämpfen!
1. (Black) People/Person of Colour, selbstgewählte Eigenbezeichnung nichtweißer Menschen.
2. Author Lenore Keeshig-Tobias defines cultural appropriation as “taking, from a culture that is not one’s own, intellectual property, cultural expressions and artifacts, history and ways of knowledge.” (Quelle)
3. To elaborate: “This can include unauthorized use of another culture’s dance, dress, music, language, folklore, cuisine, traditional medicine, religious symbols, etc. It’s most likely to be harmful when the source community is a minority group that has been oppressed or exploited in other ways or when the object of appropriation is particularly sensitive, e.g. sacred objects.” (Quelle)
4. “But, as Adrienne Keene, PhD. of the blog Native Appropriations tells us, there is an additional factor at play: power. “There is always an inherent power imbalance — it is the dominant group taking from a marginalized group. With cultural appropriation, this also often plays out in the realities of colonization: It is the colonizer taking from the colonized.” (Quelle)
5. “On her, it’s a bold new look; on me, it’s a symbol of my failure to assimilate. On her, it’s unquestionably cool; on me, it’s yet another marker of my Otherness…” (Quelle)
6. Catherine Pierce – The Difference Between Hoodoo And Voodoo
7. “White people still contribute to a society that oppresses black people, and Voodoo and Hoodoo have been our weapons against that. White people, because of the suffering they cost us, a whole, have no right to partake in our practices. It makes absolutely no sense that they do, and it’s frankly insulting.” Witches of Color
8. Quelle
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