Bundestagswahl 2017, oder: Armutszeugnis für Deutschland (AfD)

Bundestagswahl 2017, oder: Armutszeugnis für Deutschland (AfD)

Ich darf seit ca. 14 Jahren wählen.
Noch nie musste ich anstehen um meine Stimme abzugeben.
Noch nie fieberte ich der ersten Hochrechnung entgegen.
Noch nie ging es um so viel.
Und noch nie musste ich um 18:03 so kotzen.

Der rechte Albtraum

Die AfD, das Armuts… die sog. Alternative für Deutschland, ist in den Bundestag eingezogen. Es ist traurig, dass es im Vorfeld nicht mehr um das “ob” sondern nur noch um das “wie stark” ging.
Manche nennen diese Partei rechtspopulistisch. Was für ein Euphemismus. Viele nennen das Kind beim Namen: Nazis. Nichts anderes ist diese Partei, die als Gruppe konservativer Eurokritiker startete und sich zu dem rechten Albtraum entwickelte, der die NPD gerne gewesen wäre.

Rassismus, Geschichtsrevision, rechte Hetze – man hätte denken können, schlimmer als die NPD geht es nicht, aber vor fünf, sechs Jahren, nicht mal vor vier Jahren hätte man sich (alb)träumen können, dass Nazis je im Bundestag vertreten sind.
Und dann kam die AfD.

Sie zog nicht nur in den Bundestag ein, nachdem sie bereits den Sprung in 13 Landesparlamente schaffte (nur in Bayern, Hessen und Niedersachsen hat sie bisher keine Sitze), sondern schaffte es mit 12,8% direkt auf Platz 3 der vertretenen Parteien (CDU 33%, SPD 20,8%; Quelle: tagesschau.de) und hängte damit Grüne, Linke und die neu wieder vertretene FDP ab.

Was auf Deutschland und die Menschen, die heir leben, die nächsten vier Jahre zukommt, hat die AfD in den letzten Wochen und Monaten deutlich gemacht. Sie setzt sich dafür ein, Alleinerziehenden und Arbeitslosen die Unterstützung zu entziehen, will Frauen zurück nach Heim und Herd schicken, Flüchtlinge und Muslime mindestens ausweisen, Homosexuelle am liebsten wieder als Straftäter verfolgen und noch so einige andere spaßige Dinge, die in tlw. jahrzehntelangen Kämpfen erstritten und erkämpft wurden. Es wird nicht lustig.

Unnu?

Auf Twitter wurde erst der Atem angehalten und schließlich kollektiv gekotzt. Und viele stellten neben all den “Ich brauche dringend Schnaps!”-Tweets auch die bange Frage: “Was machen wir jetzt?”

Ja, was machen wir jetzt, wir, die gegen die AfD sind, mit Nazis mindestens nichts anfangen können, wenn nicht sogar gegen sie kämpfen? Was machen wir jetzt, die von rechter Hetze und Politik betroffen sind bzw. sich um solche sorgen? Was machen wir, die nicht in einem Land leben wollen, in dem Nazis im Parlament sitzen?
Eins auf jeden Fall nicht: den Kopf in den Sand stecken. Das hat in den 1930er Jahren schon nichts genützt und heute genausowenig. Dass die AfD jetzt im Bundestag sitzt ist scheiße, aber kein Weltuntergang, die Sonne wird auch morgen wieder scheinen (außer in Hamburg, hier regnet es natürlich), und auch morgen gibt es viel zu tun.
Fragt euch, was ihr bisher getan habt. Habt ihr euch klar gegen AfD, Nazis, Rassimus, Islamophobie und den ganzen Rotz positioniert? Macht das weiter!
Ihr habt das Gefühl, das sei nicht genug? Macht mehr!
Ihr wisst nicht was? Oh my sweet summerchild…es gibt so viele Möglichkeiten.
Hier ein paar Ideen:

  • Solidarisiere dich mit Menschen, die direkt oder indirekt von rechter Politik betroffen sind. Flüchtlinge, Menschen mit nichtdeutschen Wurzeln (nach welchen Grenzen geht man da eigentlich?), Alleinerziehende, Behinderte, Arbeitslose, Homosexuelle, Muslime, Juden, linke Aktivisten… Privat, im Alltag, auf euren Social Media Kanälen.
  • Seid laut, erhebt eure Stimmt und steht zu eurer Meinung.
  • Du hast einen Blog? Schreibe! Kläre auf, informiere, bilde, vertrete deine Meinung.
  • Du hast einen Videokanal/Podcast? s.o.
  • Diskutiert mit Freunden und überlegt euch Aktionen.
  • Kommt mit Menschen ins Gespräch, hört ihnen zu (sowohl Betroffenen als auch Bürgern, die Sorgen haben), nehmt sie ernst. Veranstaltet Gesprächsrunden, Infoabende, Demonstrationen…
  • Was macht eigentlich die lokale Antifa?
  • Macht Musik, Kunst, werdet kreativ

Am Rande, vor allem was Gespräche mit jenen angeht, die aus Angst vor Überfremdung/Islamisierung/sonstwas AfD gewählt haben: ich verlange nicht, dass bspw. ein*e Muslim*in oder PoC mit einem Rassisten spricht. Aber ich verlange es von weißen Kartoffeln, die sich als links und/oder antirassistisch bezeichnen.

Das Wichtigste ist, dass man als Linke*r oder Liberale*r oder Humanist*in oder Mensch sich niemals, niemals von Nazis unterkriegen lässt. Ich sehe es absolut nicht ein, diesen braunen Klosteinlutschern das Feld zu überlassen.

Share

5 thoughts on “Bundestagswahl 2017, oder: Armutszeugnis für Deutschland (AfD)

Schreibe einen Kommentar zu Als ich keine Angst hatte, rassistische Szenen zu schreiben – Wir schreiben Demokratie – Nora Bendzko – Autorin, Sängerin & Lektorin Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert