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Danke für das Rezensionsexemplar.
Titel: Klugscheißer Royale | Autor: Thorsten Steffens | Verlag: Piper
Worum geht’s?
Timo ist Ende 20, eine gestrandete Existenz in einem Callcenter, und nicht nur ein Klugscheißer vor dem Herrn, sondern auch ein gestandenes Arschloch. Er lebt vor sich hin, hat eine Freundin, Cleo, ohne die er praktisch lebensunfähig ist, und auch wenn das Leben nicht aufregend ist, kann er damit leben. Bis das Leben ein Dixiklo über ihm ausschüttet: er verliert seinen Job, seine Freundin verlässt ihm am gleichen Tag, und irgendwie ist auf einmal alles scheiße.
Auf Umwegen wird er Lehrer an einer Schule, an der Menschen ihren Realschulanschluss nachholen können, und plötzlich ist er keine gestrandete Existenz mehr. Der Job macht Spaß, er lernt neue Leute kennen… Aber das Leben wäre ja langweilig, wenn es nicht noch das ein oder andere Dixiklo in der Hinterhand hätte.
Wie war’s?
Ich saß mit meinem schmerzenden – gebrochenem, wie sich später herausstellte – Handgelenk in der Notaufnahme und wollte meine Hand um nichts in der Welt bewegen. Allerdings musste ich ja umblättern, um zu wissen, wie es mit Timo nun weitergeht. Auf den ersten zwei Seiten konnte ich noch mit ihm mitfühlen, immerhin arbeite ich selbst im Callcenter. Das war allerdings auch die einzige Gemeinsamkeit, die wir haben, denn Timo war anfangs ein richtige Pissnelke, und leider wurde es nur leidlich besser. Er ist maximal egoistisch, und auch wenn er einen gewissen Reifeprozess durchmacht, wirklich sympathisch wird der Mann einem nie.
Das Buch soll witzig sein, jedenfalls hat mir das Thorsten Steffens verraten, allerdings ist es eben deutscher Humor – und der zündet bei mir selten. Es ist kurzweilig, aber eine Komödie mit schallenden Lachern…eher nicht. Dafür sind die Charaktire und Situationen oft zu gewollt skurril oder eben witzig.
Für 230 Seiten finde ich 13€ zudem relativ happig, die Story zu unausgegoren, die Charaktere flach. Wirklich empfehlen kann ich Klugscheßér Royale leider nicht.
SPOILER
Triggerwarnung: Abtreibung
Timos Chefin ist Femistin, sie nennt sich eine Alt 68erin, und schleppt ihn auf eine Lesung von Alice Schwarzer. Mehr Klischee geht nicht. Das Thema Abtreibung ist im Buch zwei mal Thema, wird insgesamt aber eher im Schnelldurchlauf behandelt. Timo ist strikt gegen Abtreibungen, basta. Schließlich erfährt er, dass Cleo bei der Trennung auch ihr gemeinsames Kind abtreiben ließ, und er trennt sich wieder von ihr. Er ist der Meinung, er hätte in die Entscheidung mit einbezogen werden müssen. Während ich da vielleicht noch mitgehen kann, liegt die letzte Entscheidung, ein Kind auszutragen oder nicht, immer noch bei der Frau. Sie ist diejenige, die die gesundheitlichen und meistens auch die finanziellen Risiken trägt. Die ganze Abtreibungsepisode liest sich komplett antifeministisch, was schlichtweg auch an der halbgaren Ausführung liegt. Die Abtreibung als hoch emotionales Thema hat hier die Funktion des Schockeffekts. Wenn man das schon so plant, sollte man diesem Thema mehr Platz einräumen, aber auf den insgesamt 230 Seiten des Buches bekam es keine 10 Seiten.