Titel: Hex | Autor: Thomas Olde Heuvelt | Verlag: Heyne
Worum geht’s?
Black Spring ist keine normale Kleinstadt. Sie hat ihre eigene Hexe, Katherine van Wyler, und einen eigenen Fluch. Davon darf allerdings die Außenwelt nichts erfahren, denn die Hexe zu ärgern ist eine schlechte, ja lebensbedrohliche Idee, und Aufmerksamkeit von Außen würde in einem Desaster enden. Dann sind da ein paar Jugendliche, die sich gegen den Fluch und die einhergehenden Restriktionen wehren wollen, denn um die Hexe geheimzuhalten, werden ihre Handys und Internetaktivitäten kontrolliert. Was kann schon schief gehen?
Wie war’s?
In dem Buch ist eine ganze Menge schief gegangen. Ich hatte mich unglaublich gefreut, als ich es letzter Jahr zum Geburtstag bekommen habe und hatte zugegebenermaßen hohe Erwartungen. Und sie wurden nicht nur enttäuscht, sie wurden dem Erdboden gleich gemacht.
Mal abgesehen davon, dass das Buch wirklich alles, aber nicht gruselig ist, sind die meisten Charaktere eher flach. Die einzige, bei der man vielleicht etwas mehr zu fassen bekommt, ist die Witwe des Schlachters. Das macht sie nicht sympathischer, aber sie ist die einzige Figur in dieser Farce, die man etwas besser zu fassen bekommt.
Vor allem aber trieft es vor subtiler (und weniger subtiler) Misogynie. Beispiel gefällig? Katherine wurde, wie damals bei Hexenverdacht üblich, gefoltert und getötet. Später, nachdem sie schon lange die Stadt heimsuchte, aber außer rumstehen und flüstern nicht viel tut, wurden ihr Munde und Augen zugenäht. Gegenwart: Einer der besagten Jugendlichen hat ein scharfes Messer an einen Stock montiert und schlitzt der Hexe nicht nur die Kleider auf, sondern auch eine der Brüste.
Überhaupt Brüste. Sie tauchen immer wieder in sehr weirden Konstellationen auf. Auf Goodreads gibt es eine fantastische (englische) Rezension von dazu, ich kann nur allen empfehlen, sie zu lesen, bevor ihr euch das Buch kauft.
Ich kann diese Enttäuschung eines “Horrorbuches” echt nicht empfehlen.
SPOILER
Am Ende bewahrheitet sich das, was man als Leser:in schon recht lange denkt: die Hexe ist vor allem das wandelnde schlechte Gewissen der Stadt, nix massenmordende, kinderfressendes Schreckgespenst, aber wie schon in Geschlossene Gesellschaft von Paul Sartre machen sich die Menschen ihre Hölle von ganz allein.