[Rezension] Samuel Bjørk – Federgrab

[Rezension] Samuel Bjørk – Federgrab

Buch mit Federn auf Moos
Federgrab von Samuel Bjørk

Titel: Federgrab
Autor: Samuel Bjørk
Verlag: Goldmann
ISBN: 978-3-442-20525-7

Worum geht’s?

In einem Wald wird die nackte Leiche eines Teenagers gefunden, gebettet zwischen Kerzen und auf Federn. Schnell stellt sich heraus, dass es sich um ein Mädchen aus einem Jugendheim handelt. Holger Munch und sein Team um Mia Krüger beginnen in alle Richtungen zu ermitteln, bis sie von einem Hacker auf ein verstörendes Video aufmerksam gemacht werden, das dem Fall eine neue Wendung gibt.

Wie war’s?

Federgrab ist der zweite Fall von Holger Munch und Mia Krüger, zwei Ermittlern, die unterschiedlicher kaum sein können. Munch als väterlicher Typ liebt Mathe und Rätsel, rührt nie Alkohol an, dafür hat er ständig eine Zigarette im Mundwinkel. Krüger hat psychische Probleme und eine Tablettensucht, die für zwei reicht, und legt einen Alkoholkonsum an den Tag, der in Verbindung mit den Tabletten als mindestens ungesund betitelt werden könnte. Macht aber nichts, einer ihrer Ermittlerkollegen ist nicht nur spielsüchtig sondern auch alkoholabhängig.
Auch bei Bjørk setzt sich also der Trend fort, dass die (Haupt)Ermittler einen zweifelhaften Umgang mit diversen Suchtmitteln haben. Die psychischen Probleme Krügers werden im wahrsten Sinne des Wortes erschöpfend behandelt, im Grunde steht sie permanent mit einem Bein im Selbstmord, weil sie ihre vor 10 Jahren an Heroin verstorbene Schwester so vermisst.
In ihren klaren Momenten wird sie von ihren Kollegen als brillante Ermittlerin geschätzt, die vermutlich so etwas wie eine Profilerin sein soll, meiner Meinung nach aber nur offensichtliches aufzählt, wenn man sich die Tatortfotos einfach mal ein paar Minuten anguckt und sich Gedanken macht. Die Figur von Mia Krüger ist schlichtweg deplatziert.

Der Schreibstil ist manchmal gewöhnungsbedürftig, da die Gespräche so geschrieben sind wie man normalerweise mit Freunden redet – mit vielen Nebensätzen und Einschüben wie „Weißt du?“, „ich meine“ und anderen. Auch gerne mehrfach in einem Satz. Der Autor bringt hier eindeutig seine Erfahrung als Theaterstückautor ein, aber was in einem Theaterstück durchaus sinnvoll und ein gutes Stilmittel ist, irritiert in einem Thriller unnötig.

Die Story selbst ist spannend, auch wenn der Schluss etwas plötzlich kam.. Das Dark Web spielt eine Rolle, wenn auch nicht so zentral wie in Der Totschläger von Chris Carter oder Anonym von Poznanski/Strobel. Am Rande werden auch ein bisschen Satanismus und verschiedene Verschwörungstheorien eingeworfen, die als Spuren aber wenig verfolgt werden und bei der Auflösung nicht so richtig berücksichtigt werden.

So spannend es auch zuweilen war, kann es den Thriller angesichts nerviger Charaktere und zuweilen langatmigen Schreibstils nicht aus der Mittelmäßigkeit retten.

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