[Rezension] Margarete Stokowski – Die letzten Tage des Patriarchats

[Rezension] Margarete Stokowski – Die letzten Tage des Patriarchats

Titel: Die letzten Tage des Patriarchats | Autorin: Margarete Stokowski | Verlag: Rowohlt

Margarete Stokowski ist seit einigen Jahren Kolumnistin, erst für die Taz, nun für den Spiegel. In ihren Texten geht es immer um tagespolitische und gesellschaftliche Themen, immer aktuell, und oft feministische Aspekte aufdeckend, die anderen entgehen.Margarete Stokowski legt den Finger in die Wunde, dahin, wo es richtig wehtut. Selbst bei Themen, bei denen man denkt, sie seien endlich gelöst und abgehakt, zeigt sie, dass noch lange nicht Schluss ist. Der Weg zur Gleichberechtigung und gleicher Rechte aller Geschlechte ist zwar beschritten, aber wir sind noch nicht am Ziel. Noch lange nicht. Und wo es noch hakt und knirscht oder direkt gar nicht läuft, zeigt sie immer wieder.
Ob es nun um das Gesetz zu Abtreibungen geht – „Der Staat sollte sich aus dem Uterus raushalten. „Gebärmustter“ ist nicht die Funktionsbeschreibung eines ganzen Menschen, sondern ein Organ.“ (S. 227) -, um das seltsame Frauenbild von Frauen, das manchen Männern in nichts nachsteht (S. 214), oder allen dumpfbackigen Journalisten, Möchtegernberichterstattern und Politikkommentatoren in den Foren den Unterschied zwischen Anarchie und Anomie erklärt („Nicht alles, was brennt, ist Anarchie“, S. 86f; lest den Text!), es ist nahezu immer pointiert formuliert, mal mit Witz, mal mit einer stillen Wut.

Da sich seit der Erstveröffentlichung mancher Texte doch was getan hat, z.B. die sog. Ehe für alle, um nur ein Stichwort zu nennen, kommentiert Stokowski einige der Kolumnen. Spannend, zuweilen traurig-witzig sind auch die Reaktionen von meist Männern, die sie auf ihre Texte bekommt, und die sie tlw. ebenfalls veröffentlicht.
Manche der Texte kratzen nur an der Oberfläche, aber es sind nun mal Kolumnen, keine seitenlangen Essays oder gar ein Sachbuch. Doch auch wenn manche Texte oberflächlich bleiben und vielleicht auch bleiben müssen, weil Kolumnen von Natur aus eher kurz sind, sie geben immer einen Denkanstoß mit. Der Text ist dir zu kurz? Gut, dann recherchiere doch ein wenig weiter. Er hat dich in deiner Wahrnehmung bestätigt? Dann ab zum nächsten!

Im Vergleich zu Untenrum frei, das 2016 erschien, und das mir in der Summe zu flach war, ist die Sammlung von Stokowskis Kolumnen eine wahre (zuweilen grimmige) Freude.  Die Auswahl deckt eine Bandbreite an Themen ab, die Kürze der Texte ermöglichen ein kurzweiliges Lesen mit allen Höhen und Tiefen des Gefühlslebens. Mit Die letzten Tage des Patriarchats hat sich Margarete Stokowski direkt in mein schwarzes Herz geschrieben, und Laurie Penny muss sich nun den Titel der Lieblingsfeministin mit ihr teilen.

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