Bekannterweise bin ich großer Fan von Comics und Graphic Novels, vor allem wenn es darum geht, sich komplexen Themen zu nähern. Comics und Graphic Novels sind oft als Fast Food der Literatur verschrien, weil man sie angeblich binnen kürzester Zeit inhalieren kann. Mal abgesehen davon, dass der Ruf oft genug täuscht, ist es nichts schlimmes, komplizierte Sachverhalte oder bisweilen trockene Themen wie Biografien in Bildern leichter zugänglich zu machen.
Karl Marx ist weder in Person noch in Werk ein lauer Frühlingsspaziergang. Einen Comic oder eine Graphic Novel als Einstieg zu lesen kann durchaus helfen, diesen Mann und sein Denken zu verstehen.
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Graphic Novel: Corinne Maier, Anne Simon – Marx
Titel: Marx | Autorin: Corinne Maier | Illustratorin: Anne Simon | Verlag: Knesebeck
Karl Marx hatte ein durchaus bewegtes Leben. Er ist zwar behütet aufgewachsen, das Erwachsenenleben gestaltete sich aber sehr viel schwieriger. Er war regelmäßig politischer Verfolgung ausgesetzt und floh erst aus Deutschland, aber auch in Frankreich und Belgien konnte er nicht bleiben und ließ sich schließlich mit seiner Frau und seinen Töchtern in England nieder. Marx Leben war geprägt von dem Wunsch nach Revolution, nach Veränderung, von der Kritik an den bestehenden Verhältnissen, aber auch von Armut, Verfolgung und Zensur.
Dieses bewegte Leben auf 60 Seiten zu bannen scheint dem Leben Karl Marx’ zunächst nicht gerecht zu werden, doch Corinne Maier und Anne Simon schaffen es, die wichtigsten Aspekte seines Lebens zu illustrieren. Sicher, wer eine detailverliebte Biografie sucht ist hier falsch, dafür ist die Seitenzahl dann doch zu knapp. Doch wer einen informativen Schnelldurchgang sucht um überhaupt eine Ahnung zu haben, wer dieser Mann war, ist bei Maier und Simon genau richtig.
Die Farbgebung der Bilder ist sehr durchdacht. Marx ist durchgängig in Rottönen coloriert. Kommen Themen wie Revolution oder das Kapital zur Sprache, ist die Farbgebung der Panels tor dominiert. Geht es eher im Marx’ Denken und Leben, dominiert ein Gelbschema. Solche farblichen Unterscheidungen gehören zwar zum Basisrepertoire von Graphic Novels, hier fällt es aber besonders auf.
Comic: Jari Banas – Das Kapital als Jari Comic für Einsteigerinnen und Einsteiger
Titel: Das Kapital als Jari Comic | Autor und Illustrator: Jari Banas | Verlag: VSA
Das Kapital ist Marx’ Lebenswerk, wenn man so möchte. Es zu lesen und vor allem zu durchdringen und zu verstehen ist nicht so einfach, und seit dessen Erscheinen wird über das Werk diskutiert und gestritten. Dass es sich um eine Analyse und Kritik des Kapitalismus handelt weiß jeder, aber worum genau geht es eigentlich?
Das zu erklären und in Bildern leichter zugänglich zu machen hat sich Jari Banas zur Aufgabe gemacht. Im Großen und Ganzen schafft er es auch, Marx’ komplexe Gedankengänge zu strukturieren und so herunterzubrechen, dass man versteht, was der Mann einem sagen wollte. Trotzdem bleibt der Comic inhaltlich trocken. Das liegt natürlich zum Teil an der Vorlage, aber auch die vermeintlichen Witze und die für Comics üblichen kleinen Hau-Drauf-Szenen zündeten bei mir nicht. Der Zeichenstil ist für einen Comic in Ordnung, zählt aber auch nicht zu meinen Favoriten. An vielen Stellen ist er mir zu unpräzise, die einzelnen Panels sind oft völlig mit Text überladen und es macht wenig Spaß, sich durchzuquälen.
Und wie sieht’s mit der Empfehlung aus? Nun, der Untertitel beschreibt bereits die Zielgruppe: Einsteigerinnen und Einsteiger. Für solche ist der Comic auch geeignet, wenn man über die Grundbegriffe der Marxschen Kapitalismuskritik mitreden können möchte und zumindest die grundlegenden Gedankengänge verstehen will. Diese Erwartung erfüllt der Comic deutlich. Ob der Comic allein als Grundlage für tiefergehende Diskussionen zu dem thema reicht wage ich zu bezweifeln, aber das ist auch nicht der Anspruch Banas’ gewesen.