[Rezension] Ken Krimstein – Die Drei Leben der Hannah Arendt

[Rezension] Ken Krimstein – Die Drei Leben der Hannah Arendt

Titel: Die drei Leben der Hannah Arendt | Autor und Illustrator: Ken Krimstein | Übersetzer: Hanns Zischler

Hannah Arendt ist eine der bedeutendsten Philosophinnen des 20. Jahrhunderts. 1906 in Deutschland geboren, emigrierte 1933 erst über Tschechien nach Paris, schließlich in die Vereinigten Staaten, nachdem sie von der Gestapo festgehalten wurde und erkannte, dass sie als Jüdin in Deutschland keine Zukunft hatte.

Bekannt wurde sie vor allem, aber nicht nur, für ihr Werk Eichmann in Jerusalem. Von der Banalität des Bösen. Ihr wurde vorgeworfen, ironisch und vor allem nicht mit dem nötigen Ernst und Abscheu über die Nationalsozialisten und ihre Verbrechen zu schreiben. Dabei ging es ihr vor allem darum zu zeigen, dass das Böse nichts Außergewöhnliches ist, dass es nicht von Monstern gemacht ist sondern von Menschen, die nebenan wohnen könnten.

Arendts ganzes Leben war von ihrer Suche nach der einen Wahrheit gezeichnet, aber auch von ihrer Liebe zu Martin Heidegger, aus der sie sich schließlich befreite als sie zu anderen philosophischen Erkenntnissen gelangte als er vertrat. Ihre Analysen und Erkenntnisse gerade im Bereich der  politischen Philosophie sind auch 45 Jahre nach ihrem Tod aktuell und relevant.

Dieses bewegte Leben zeichnet Ken Krimstein in seiner Graphic Novel nach. Während die Zeichnungen wie aus einem Skizzenbuch anmuten, ist die Story deutlich und klar. Grüne Akzente begleiten die Figur Hannah Arendt. Das besondere an der Graphic Novel: sie wird aus der Sicht Arendts erzählt, hat also etwas autobiografisches an sich. Neben den großen philosophischen und politischen Fragen, die Arendt Zeit ihres Lebens umtrieben, zeichnet Krimstein aber auch leise Töne in seine Graphic Novel. Die Zwiegespräche Arendts mit sich selbst, die Zweifel in Bezug auf Martin Heidegger. Aufwühlende Szenen wie die im Gestapo Gefängnis oder der Tod Walter Benjamins finden zwar kurzen, aber wichtigen Raum.

Einziger Wehrmutstropfen: die Graphic Novel ist zu kurz, was angesichts der Biografie, des umfassenden Werkes und der Komplexität allein der Gedanken Hannah Arendts kein Wunder ist. Die Drei Leben der Hannah Arendt ist ein netter Appetithappen für Neulinge, die von Arendt noch nicht viel gehört haben, und macht selbst mit Arendts Werk Vertraute wieder neugierig auf Arendts Werk.

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