[Federlesen] Was soll denn der Quatsch mit dem Feminismus?

[Federlesen] Was soll denn der Quatsch mit dem Feminismus?

Ist Feminismus überflüssig geworden?

Ronja von Rönne schrieb, sie sei keine Feministin, sie sei Egoistin. Für sie war 2015 der Feminismus in Deutschland überflüssig, denn der mächtigste Mensch des Landes hatte eine Vagina, und „„Frauenquote“ [würde] für mich immer ein bisschen nach Vorteilsbeschaffung riechen“. Damit stößt sie übrigens ins gleiche Horn wie etliche Konservative und die Junge Alternative, dem Nachwuchs der AfD (Im Rahmen ihrer Kampagne „Ich bin keine Feministin“ lichteten sich 2014 ein paar junge Menschen mit Statements wie „Ich brauche keine Quote, ich hab selbst was in der Birne“ ab). „Ich habe einfach selbst noch nie erlebt, dass Frausein ein Nachteil ist“, und damit ist das Thema für sie abgehakt. Hat sie bisher nicht erlebt, gibt es also nicht, und das Ganze damit überflüssig. Für sie sei wichtig, dass es für SIE läuft, wenn es für andere Frauen nicht so läuft, sollen die sich gefälligst selbst kümmern, und Feministinnen sehen sich eh immer in der Opferrolle.
Später distanzierte sich von Rönne von ihrem Text, der in der Welt erschien. Die Distanzierung ging unter, der „Meinungstext“ ist nach wie vor Sinnbild für weiblichen Antifeminismus. Und white privilege wie aus dem Lehrbuch.

Sexismus und Diskriminierung sind überall

Sei es mal dahingestellt, dass von Rönne meint, sie sei als Frau nie benachteiligt oder diskriminiert worden. Auch ich dachte vor ein paar Jahren noch „Wenn der Typ sagt, dass ich geile Titten habe, ist das doch ein Kompliment“, und erkannte nicht, dass es sich um ein gesellschaftliches Narrativ handelt, das Frauen zum Sexualobjekt degradiert, und ihnen eben als Objekt auch weniger Rechte zugesteht. Bleiben wir kurz bei der eben angesprochenen Kneipenszene. Manche, ich würde sogar behaupten: viele!, Frauen kennen folgende Situation (verkürzt, kann sich nämlich auch ewig hinziehen):
Mann spricht Frau in Kneipe an.

„Hey, na?“
„Hallo.“
„Möchtest du was trinken?“
„Danke, ich hab noch.“
„Ach, so ein kleiner Schnaps geht doch immer.“
„Nein danke, ich mag keinen Schnaps.“ Frau dreht sich weg
„Hm…okay…und sonst so?“
„Ich warte auf eine Freundin und möchte bis dahin in Ruhe mein Bier trinken.“ Frau nimmt einen Schluck und guckt demonstrativ in eine andere Richtung
„Du kannst dich auch mit mir unterhalten“
Etwas genervt: „Ich möchte lieber meine Ruhe.“
„Ach komm schon, sei nicht so verklemmt.“
Resigniert: „…ich habe einen Freund.“
„Sag das doch gleich.“
Typ zieht von dannen.

Manchmal ist der Freund echt, manchmal ist er erfunden. Wie oft ich als letzte Flucht einen heterosexuellen Partner erfinden musste, um ungewünschte, teils penetrante Avancen abzuwimmeln, kann ich nicht mehr zählen (als ich einmal eine Freundin erwähnte, war die Antwort: “Die kann gerne mitmachen!”). Mein eigenes Nein, mein Anspruch auf die Selbstbestimmung, mit wem ich rede, wird nicht akzeptiert – der scheinbare Besitzanspruch eines anderen Mannes schon. Ich bin schließlich ein Objekt, ich kann keine eigene Meinung haben, und schon gar keine, auf die man als Mann irgendeinen Wert legt.

Eine Art von Manspreading.

Das ist zugegebenermaßen sehr plakativ, und natürlich meine ich nie alle Männer, denn ich bin mir bewusst, dass nicht alle Männer so sind. Nicht alle Männer betreiben solche Flirtangriffe oder Mansplaining oder Manspreading (das breitbeinige Sitzen im Bus oder der Bahn, bei dem frau sich mit zusammengepressten Beinen in die Wand drückt, weil sie wenig Platz hat und ihr der Körperkontakt unangenehm ist, hat wirklich einen Namen) oder Manterrupting. Die überwältigende Mehrheit leider schon. Vielleicht nicht das Komplettpaket. Aber sogar einer meiner besten Freunde war schockiert, als ich ihn, der sehr reflektiert mit z.B. Sexismus umgeht, darauf hinwies, dass das permanente Unterbrechen einer Frau, die sich gerade in die Diskussion einbringt, und oft solange bis sie ganz schweigt, eine weitere Form des gesellschaftlich verinnerlichten Sexismus handelt – und er mich in den letzten 10 Minuten fünf mal unterbrochen hat, mit Dingen, die nichts mit dem Gespräch zu tun hatten.

Warum Feminismus?

Zurück zum Thema. Warum also Feminismus, und dann auch noch ein ganzes Monatsspecial?
Weil er verdammt nochmal wichtig ist. Oder findet ihr den Status Quo der Frauen aktuell super geil? Sorry, aber wenn das hier das Ende der Fahnenstange ist will ich eine neue Stange! Ja klar, ich habe mehr Rechte als meine Großmutter, und ich darf mich scheiden lassen, und Vergewaltigung in der Ehe ist inzwischen strafbar (hat auch lang genug gedauert!), und wählen darf ich auch (zwischen mehr als drei Sorten Lippenstift). Trotzdem gibt es da eine patschehandvoll Dinge, die mir gehörig auf den Keks gehen, und ich weiß nicht mal, wo ich anfangen soll.

Hast du viele Sexualpartner*innen, bist du ne Schlampe, hast du wenig, bist du frigide

Bei der Farbtrennung in der Kinderabteilung (rosa galt im 19. Jahrhundert übrigens als überaus männliche Farbe, o tempora, o mores) und dass auf Brotboxen für Mädchen „Girly“ draufsteht und bei Jungs „Hero“?
Dass Frauen in der gleichen Position mit gleichem Ausbildungsgrad wie ihre männlichen Kollegen bis zu 30% weniger Lohn bekommen und durch ihre Erziehung oft auch nicht mehr einfordern? Weil Mädchen nun mal ruhig und harmoniesüchtig sein sollen?
Dass ich im Alltag ständig mein Recht einfordern muss, gehört und gesehen zu werden, weil ich ständig unterbrochen werde, oder Männer im Bus ihre Beine so weit spreizen, dass links und recht niemand unbedrängt mehr sitzen kann (sorry, Jungs, so dick sind eure Eier nicht, und auch anderen Männern geht euer Männlichkeitsgetue auf den Zeiger)?
Dabei, dass ich frigide und spröde bin, wenn ich noch keine 241 Sexualpartner hatte, aber eine Schlampe, wenn ich eben jene Zahl vorweisen kann?
Und wo wir schon bei Sex sind, wieso muss ich mich scheiße fühlen, weil ich nicht wie das Lieblingspornostarlet meines One Night Stands von einem Orgasmus zum nächsten hüpfe, sondern vielleicht auch gar nicht komme, und somit nicht seiner Pornofantasie entspreche?
Wieso muss sich meine schwarze Freundin anhören, dass sie für eine „N-Wort keinen echten N-Wort-Arsch habe, an den man klatschen könne“ (womit wir übrigens bei Intersektionalität wären, denn hier spielt zum Sexismus auch noch eine gehörige Portion Rassismus rein)?
Und warum zur Hölle muss es für eine Frau immer noch das erstrebenswerteste, höchste aller Lebensziele sein, Mutter zu werden? Wenn man keine Kinder will oder weiter arbeiten geht, ist man eine karrieregeile Zicke/Rabenmutter, wenn man sich als „Hausfrau und Mutter“ voll ausgefüllt fühlt, ist man das Heimchen am Herd. Und wenn man vielleicht bereut, Mutter geworden zu sein, dann sind selbst Le Pen, Putin, Trump und Erdogan heiliger als die vier Evangelisten!

Ich bin verdammt wütend

Ich könnte stundenlang so weiter machen und ich würde dennoch kein Ende finden. Ich bin Feministin, und ich entschuldige mich nicht für die Bezeichnung oder die Geschichte, die dahinter steht. BH-Verbrennungen und Alice Schwarzer gehören ebenso dazu wie die Suffragetten und Laurie Penny, Femen ebenso wie schwarze Frauen. Die Gleichberechtigung der Geschlechter ist weder rechtlich vollständig durchgesetzt, noch gesellschaftlich, und das nervt mich kolossal.

Ich bin wütend. Und traurig. Beides bin ich vor allem dann, wenn Frauen und Mädchen sich nicht trauen, z.B. von sexistischen Erfahrungen zu berichten, weil ihnen vielleicht keiner zuhört, keiner glaubt, oder man ihnen sagt, sie sollen „sich nicht so anstellen“ und „das war doch ein Kompliment“. Ich bin es auch dann beides, wenn eine muslimische Freundin von islamophoben und rassistischen Erlebnissen berichtet, aber kein Gehör findet, wenn ich aber als weiße deutsche Kartoffel über meine muslimische, kopftuchtragende Freundin berichte, sieht das ganz anders aus. Auch das hängt mit white privilege zusammen.
In solchen Momenten bin ich dankbar, dass ich inzwischen nicht nur mit einer gehörigen Portion Selbstvertrauen ausgestattet bin, sondern auch mit einer großen Klappe und lautem Organ gesegnet. Wenn Ronja von Rönne schreibt, dass sich Frauen der Unterschicht gefälligst selbst um ihre Gleichstellung kümmern sollen, spricht da weißes, Mittel- bis Oberschichtenprivileg aus ihr. Als Autorin und Journalistin hat sie eine Plattform, auf der sie sich austoben kann. Viele Frauen haben das nicht. Manche haben keine Zeit bei zwei Jobs und Kindern, manche haben die „falsche“ Hautfarbe – sprich, sind nicht weiß -, oder die falsche Religion, oder die falsche Sexualität oder gleich mehrere dieser Kriterien oder alle oder andere.

Der Plan für das Blog Special

Diesen Monat dient der Blog ein bisschen als Plattform.
Ich freue mich einen Keks, dass ich Elif von The Written Word für einen Artikel über Intersektionalität gewinnen konnte. Eine andere (bloglose) Freundin schreibt einen Artikel über das Muttersein. Was genau weiß ich bis jetzt noch nicht, aber ich vertraue ihr.
Bei der Planung dieses Artikels war mir außerdem aufgefallen, dass ich nur Bücher weißer Feministinnen vorstelle, und damit selbst in die White Privilege Falle getappt bin. Wie gut, dass ich hier der Boss bin, denn so konnte der Redaktionsplan kurzerhand umgeworfen werden, und jetzt sind auch Bücher Schwarzer Feministinnen dabei.

Fühlt euch eingeladen, in den Kommentaren und auf den Social Media Kanälen zu diskutieren, schreibt mir Mails, tauscht euch aus, sagt mir, wenn ich jemanden ganz wichtiges vergessen habe und welches Buch oder welche*n Autor*in ich als nächstes lesen sollte.

Jetzt nimmt sich jede*r noch einen Keks, und dann lasst uns das Patriarchart smashen!

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26 thoughts on “[Federlesen] Was soll denn der Quatsch mit dem Feminismus?

  1. Ich bin so gespannt auf das Special und fühle mich geehrt, dass ich Gastschreiberin sein durfte. ❤
    Besser hättest du das Thema wohl nicht einleiten können. Du hast schon so viel wichtiges angesprochen! Ich bin jetzt schon Fan von diesem Special. Meeehr!

  2. Halleluja und Amen! Mir geht es genauso. Bei Sprüchen wie „Ich bin keine Feministin, weil ich Männer nicht hasse“, „Also mir ist das noch nie passiert“, „Dann darf man jetzt auch Frauen schlagen“ etc könnte ich freihändig stehend explodieren . Nein, mit dem Thema sind wir alle noch lange nicht durch!

    1. “freihändig explodieren” wird aufgenommen in den aktivel Wortschatz. Ich weiß genau, was du meinst, mein Puls schießt bei sowas auch gerne durch die Decke. Ich befürchte auch, dass mit dem Thema noch unsere Enkel*innen beschäftigt sein werden…

  3. Liebe Bookcrow, wie sehr du mir aus der Seele schreibst. Dieser Keks ist noch lange nicht gegessen! Auch wenn in meinem Leben ein kleiner Aspekt anders läuft: statt Menterrupting herrscht bei uns am Küchentisch Girl- oder Womenterrupting, weil wir einfach mehr sprudeln. Vielleicht werden die jungen Frauen, wie Frau Rönne, die nun glauben, dass eh alles erreicht und paletti ist, irgendwann aufwachen, wenns wirklich um die Wurst geht und Fragen nach mehr Geld/Macht (Job) und mehr Raum (Mutterrolle) auftauchen. Bin gespannt aufs Blogspecial!

    1. Ahoi!
      Am Küchentisch hatte ich das Problem auch nie, da haben wir uns alle gegenseitig unterbrochen 😀 Es geht eher darum, wie es in “öffentlichen” Gesprächen ist, auf Partys oder im Freundeskreis. Wobei es natürlich auch mehr als genug Familien gibt, in denen Mädchen und Frauen nicht zu Wort kommen bzw.
      Ich hoffe, dass mehr (junge) Frauen verstehen, dass Feminismus wichtig ist und Sexismus im Grunde jede betrifft. Trotzdem muss ich an ein Zitat von Roxanne Gay denken: “Feminism is a choice, and if a woman does not want to be a feminist, that is her right, but it is my responsibility to fight for her right.” Eine Frau kann sich natürlich dagegen entscheiden, Feministin zu sein. Nur bin ich zusätzlich der Meinung, dass man anderen Frauen nicht absprechen sollte, Feministinnen sein zu können oder die Notwendigkeit zu leugnen.

      Cheerio,
      Mareike

  4. Hallo,
    ein toller und wichtiger Beitrag!
    Oft wird vergessen, wie viele Nachteile es noch gibt.
    Feminismus = Gleichberechtigung.
    Weibliche Attribute gelten als verwerflich, Männer, die freiwillig Hausmann bleiben oder Gefühle zeigen als „Lusche“ als „Mädchen“ oder „Weichei“. Die Benachteiligung ist oftmals subtiler als dargestellt.
    Und nur weil es uns hier besser geht, als Mädchen und Frauen in anderen Ländern, ist Feminismus nicht überflüssig, sondern wichtig! Weltweit.
    Ich bin sehr gespannt, auf die Reihe! ?

    1. Ahoi!
      Ich kann einfach nicht verstehen, wie “Mädchen” als abwertender Begriff oder gar als Beleidigung benutzt wird. Als wäre es schlimm, ein Mädchen/eine Frau zu sein. Genauso “Du bist nicht so wie andere Frauen” – was ist an den anderen denn so schlimm?

      Ich hoffe, du hast weiterhin Spaß am Special 🙂

      Cheerio
      Mareike

  5. Eigentlich ist es doch ganz einfach: So lange “Mannweib” ein Schimpfwort ist und man Jungs vorhält, sie sollten sich nicht wie Mädchen benehmen oder wie solche aussehen, haben wir keine Gleichberechtigung erreicht und so lange werde ich Feministin sein.

  6. Das hört sich toll an, ich freue mich sehr über dieses Special! Ich höre in letzter Zeit so häufig den Satz: “stell dich nicht so an, ihr Frauen seid doch gleichberechtigt. Ihr seid doch alle nur gegen Männer und wollt diese unterdrücken.” Bezeichnenderweise kommen diese Kommentare hauptsächlich von Männern, aber auch manche Frauen scheinen so zu denken…
    An Büchern kann ich dir auf jeden Fall Maya Angelou empfehlen, eine großartige, schwarze Feministin, die sich durch eine harte Zeit kämpfen musste. Außerdem empfehle ich dir die Goodreads Community von Emma Watson, Our open shelf, wir lesen gemeinsam feministische Bücher und unterhalten uns darüber. Vielleicht findest du dort ein paar Bücher, die dich interessieren 🙂
    Liebe Grüße, Madita

    1. Hallo Madita!
      Himmel, sowas höre ich auch öfter, und jedes Mal gucke ich meinen Gegenüber etwas ungläubig an. Leben dieser Mensch und ich in der gleichen Welt? Manchmal zweifle ich dran…

      Ich bin schon in der Watsons Community, quasi since day one. Allerdings habe ich immer keine Zeit mitzulesen, weil ich so viel anderes auf dem Plan habe. Ich notiere mir aber immer fleißig die Titel. Maya Angelou steht natürlich auch schon auf der Liste 🙂 Danke!

      Cheerio
      Mareike

  7. Hallo Mareike!

    Ich habe mich unglaublich auf diese Beitragsreihe gefreut und freue mich immer noch, weil ich als Schülerin einer ehemaligen Mädchenschule, wo die Jungs immer noch in der Unterzahl sind, dafür aber die größere Klappe haben, auch einige Beispiele zum diesem Thema zu erzählen habe. Erst letztens hat ein Kurskamerad laut äußerst frauenfeindliche Musik gehört, im Klassenraum ohne Lehrer und es war Bushido… Ich, als Mädchen, fühle mich da ja schon angegriffen, wenn da Sätze fallen wie “währenddessen ficke ich deine Mutter auf der Yogamatte” und “ich bin zwar ein Arschloch, aber du bist ‘ne Klitoris”… Ich habe mich allerdings nicht getraut aufzustehen und ihm das zu sagen und zu verlangen, dass er, wenn er denn diese Musik unbedingt hören muss, sie mit Kopfhörern hören soll. Denn seine Kumples fanden besonders den ersten eben beschriebenen Satz ganz toll.
    Mittlerweile ärgere ich mich über mich selbst, dass ich mich nicht getraut habe, weil es die anderen Mädchen scheinbar nicht gestört hat oder sie haben es nicht bemerkt (was ich mir schwer vorstellen kann, die Musik war laut) oder sich wie ich nicht getraut haben was zu sagen. Ich habe mir aber vorgenommen beim nächsten Mal etwas zu sagen. Man kann ja hören was man will, aber so etwas frauenverachtendes an einer (ehemaligen) Mädchenschule und das laut, sodass jeder mithören kann. Nein. Das macht mich wütend. Ich befürchte nur, dass ich dem nicht immer verbal gewachsen bin.

    LG
    Hanna

    1. Liebe Hanna!

      Ich ärgere mich auch sehr oft darüber, in bestimmten Situationen nichts gesagt zu haben oder eingeschritten zu sein. Aber weißt du was? Manchmal kann man auch einfach nicht. Vielleicht hat man Angst, oder fühlt sich nicht stark genung, und manchmal hat man einfach nicht die Kraft für so eine Auseinandersetzung. Ich bin nun wirklich keine leise Frau, ich spreche Dinge an, die mich stören, und ich kann lautstark protestieren. Aber an vielen Tagen frage ich mich, ob es die Energie gerade wirklich Wert ist. Oft ist sie es nicht.

      Wenn deine Klassenkameraden das nächste Mal solche Musik hören, frag deine Mitschülerinnen, ob sie die Texte nicht stören. Es fällt leichter, gegen eine Gruppe aufzustehen, wenn man nicht ganz allein ist 🙂 Irgendwann hast du den Mut!

      Cheerio
      Mareike

  8. Ich freue mich riesig auf dieses Special und bin gespannt welche tollen Bücher ich davon mitnehmen werde!
    Ich bin bei dem Thema Feminismus immer etwas zwiegespalten und das ist total doof. Ich bin für Gleichberechtigung und sehe auch wie Frauen egal welche Hautfarbe, Religion etc. benachteiligt sind. Andererseits bin ich noch nicht mutig genug hinzustehen und zu sagen “Ich bin eine Feministin!”. Habe ich gerade einmal gemacht und war so schockiert von der Reaktion, dass ich es nicht mehr traue. Ich wurde sofort nicht mehr ernst genommen, ausgelacht und gefragt wie “Also ziehst du jetzt deinen BH aus? Ihr Feministen seid doch BH Hasser.” Hm ja, muss nicht sein. Leider bin ich nicht schlagfertig und stand nur perplex da und stammelte sinnlose Wörter vor mich hin.

    Ich erkenne Sexismus (meistens) aber nehme es an mir selbst nicht wirklich wahr. Erst wenn ich mit Freundinnen darüber rede wird mir das Ganze erst richtig bewusst.
    Ich will gerne mehr erfahren, mehr Wissen sammeln und mir endlich eine klar Meinung bilden, damit ich selbstbewusst hinstehen kann und sage “Halt Stopp, das war sexistisch und geht so nicht!”.
    Also Danke für dieses Special, ich bin sehr gespanntwas da auf mich zukommen wird.
    Liebste Grüsse und dicke Umarmung
    Julia

    1. Hallo Julia!

      Ich weiß was du mit den Reaktionen meinst, ich bekomme sowas auch manchmal zu hören. Im Grunde bist du aber nicht zwiegespalten, du stellst dich nur nicht auf den Marktplatz und brüllst “Hallo ihr, ich bin Feministin!” Überzeugung und Taten (auch und vor allem die kleinen) zählen mehr als gesprochene Worte.
      Auch die Wahrnehmung von Sexismus muss geschult werden. Wie gesagt, ich dachte immer “Wow, ein Kompliment” wenn jemand Bemerkungen zu meiner Oberweite machte. Oder überleg mal, wieviele Leser*innen nach Rezensionen zu bestimmten Büchern auf einmal sagen “Jetzt wo du es sagst…stimmt, das hat sich wirklich komisch angefühlt beim lesen.” Das ist ganz normal, man muss sich erstmal mit einem Thema auseinandersetzen um es dann weiter zu bemerken.
      Auch dafür ist ja dieses Special gedacht: die Augen zu öffnen und den Horizont zu erweitern. Ich hoffe, du kannst viel für dich mitnehmen, und wenn du Fragen oder Anregungen hast, gib Laut 🙂

      Alles Liebe
      Mareike

  9. Hat dies auf Lesen in Leipzig rebloggt und kommentierte:
    Mareike von Bookcrow hat einen lesenswerten Post über Alltagssexismus und die Notwendigkeit von Feminismus geschrieben! Sie macht diesen Monat ein Blog Special zum Feminismus und ich warte gespannt auf die folgenden Beiträge 🙂

    Ich habe mich selbst in meiner Bachelorarbeit am Rande mit dem Thema beschäftigt, da ich zwei Übersetzungen von Virginia Woolfs A Room of One’s Own untersucht habe.
    Feminismus und Sexismus sind so wichtige Themen und leider immer noch aktuell. Daher ist es erschreckend, wie unreflektiert viele immer noch damit umgehen…

  10. Ich habe jetzt drei mal zu einem Kommentar angesetzt, aber ich habe dem nichts hinzuzufügen.
    Klasse Artikel! Ich werde das Blogspecial definitiv verfolgen. *folgebutton klick*

    Grüßchen!

  11. Vieles was Du hier ansprichst, geht mir ebenfalls gewaltig auf die Nerven. Über Rönnes Artikel haben wir erst grade im Feministischen Salon gesprochen, denn zwei Freundinnen von mir haben diesen spontan für dieses Semester ins Leben gerufen. Toll dabei: wir sind bunt gemischt und auch Männer sind am Start. Ich freu mich also sehr, das es uns nicht alleine so geht und bin gespannt auf alle Beiträge!

    1. Hallihallo!
      Der Feministische Salon klingt ja spannend! Was genau macht ihr da? Einmal die Woche treffen und Texte besprechen? Ich finde es toll, dass auch Männer mit dabei sind.

      Cheerio
      Mareike

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