[Blogtour] Suppen für Syrien: Der syrische Bürgerkrieg

[Blogtour] Suppen für Syrien: Der syrische Bürgerkrieg

Blogtour Suppen für Syrien. 25.-29. September 2017
Herzlich Willkommen zur Blogtour “Suppen für Syrien“. Das Kochbuch, nach dem diese Tour benannt ist, erschien bereits 2016 bei Dumont. Die Besonderheit: „Nachdem der amerikanische Verlag…auf die Lizenzgebühren verzichtete, spendet DuMont alle Gewinne aus dem Buch an Schams e.V. und die Verlagsvertreter verzichteten zugunsten der Kinder auf ihre Provision. Meine Privatlektorin war vom Buchprojekt so beeindruckt, dass sie ohne Honorar daran mitgearbeitet hat.“ (Rafik Schami, Suppen für Syrien, S.14).
Angesichts der Lage in Syrien und in den Flüchtlingslagern weltweit muss so ein Buch umso mehr unterstützt werden, und ich bin sehr froh, einige tolle Bloggerinnen für die Blogtour gewonnen zu haben. Heute und in den nächsten Tagen bekommt ihr einen Crashkurs in Sachen Bürgerkrieg, erfahrt etwas über Schams e.V. und andere Flüchtlingsorganisationen, und natürlich dürfen auch Suppen als Thema nicht fehlen.

Die teilnehmendedn Blogs. Die Bücherkrähe, The Written Word, Piranhapudel, Schreibtrieb, Bibliomethasia Die Teilnehmenden Blogs


[Disclaimer] Der Bürgerkrieg in Syrien dauert inzwischen 6 Jahre. Alle Ereignisse, soziale und politische Folgen sowie sämtliche Verwicklungen in einem Blogartikel aufzuführen ist nicht nur unmöglich, es würde der Thematik nicht gerecht werden. Ich erhebe keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Der Artikel dient dem Einstieg in das Thema. Zudem werde ich keine eigene Meinung äußern.

Bürgerkrieg in Syrien

Dass es im Nahen Osten brodelt und immer wieder zu Aufständen kam und kommt ist bekannt. Als 2010 der sog. Arabische Frühling begann, also eine Welle von Aufständen und Revolten in arabischen bzw. arabisch geprägten Ländern, hoffte man in vielen dieser Länder auf eine Demokratisierung. Während die Revolutionen in Tunesien, Ägypten und Lybien vergleichsweise schnell beendet waren und zu einem Regimewechsel führten, wuchsen die Proteste in Syrien zu einem Bürgerkrieg aus, der immer noch anhält und nach wie vor die globale Politik beschäftigt.

Politische und religiöse Ausgangslage

Syrien wird seit den 1960ern von der Baath-Partei in einem Einparteienstaat regiert, Oppositionsparteien sind nicht zugelassen. Bashar al-Assad übernahm nach dem Tod seines Vaters, der 30 Jahre lang regierte, 2000 die Regierungsgeschäfte. Zunächst wollte er das politische System modernisieren und Reformen zulassen. Allerdings schränkte er die Rechte schnell wieder ein.
Auch wenn die Regierung von Alawiten gestellt wird und somit den Schiiten nahesteht, stellen die Schiiten in Syrien eine Minderheit dar. Die religiöse Mehrheit besteht aus Sunniten, die der Regierung mindestens skeptische gegenüber stehen.

Anfänge

Die kämpfenden Parteien im syrischen Bürgerkrieg. Reigerung unter al-Assad, Opposition, Parteien gegen den IS

Im März 2011 kam es zu friedlichen Demonstrationen gegen Bashar al-Assad. Diese Demonstrationen wurden vom Militär im April 2011 zerschlagen und forderten erste Tote. Im Juli bildete sich aus desertierten Soldaten der syrischen Armee die Freie Syrische Armee (FSA), die ab diesen Zeitpunkt die bewaffnete Opposition darstellt.

Während sich die ersten Jahre der Konflikt zwischen Regierungs- und Oppositionsparteien entwickelte, trat 2014 der IS in den Konflikt ein und bildete somit eine dritte Partei in diesem Bürgerkrieg. Vor allem Kurden stehen gegen den IS, und der Kampf um die nördliche Stadt Kobane erregte wochenlang die Aufmerksamkeit internationaler Medien, u.a. auch, weil kurdische Frauen zu den Waffen griffen und zivile Freiwillige aus europäischen Ländern nach Kobane reisten um dort zu kämpfen. Der IS war zunächst erfolgreich und kontrollierte im Mai 2015 50% des syrischen Territoriums.
Die Verwicklung des IS im syrischen Bürgerkrieg rief letztlich die USA auf den Plan, die gegen den IS kämpfen und somit ebenfalls in den Bürgerkrieg eingreifen.

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Gelb: von kurdischen Kräften gehalten | Grün: von Oppositionskräften gehalten | Rot: von Regierungsparteien gehalten | Grau: vom IS gehalten | Weiß: von al-Nusra Front gehalten (c) WikiCommons

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Das Video ist zwar schon anderthalb Jahre alt, für einen Überblick der kämpfenden Parteien aber durchaus hilfreich.

Folgen: Zerstörung von Weltkulturerbe, Flüchtlingswellen und Politik

Während die Kurzfristigen Folgen bereits zu spüren sind, können die langfristigen noch gar nicht abgesehen werden.

Der IS hat in den von ihm besetzten Gebieten archäologische Stätten und Weltkulturerbe unwiederbringlich zerstört, weil es nicht islamisch war, und u.a. einen Archäologen geköpft.

Bisher wurden ca. 400.000 Menschen im Zuge des Bürgerkrieges getötet, über 11 Millionen befinden sich auf der Flucht: 6 Millionen innerhalb Syriens, 5 Millionen haben das Land verlassen und flüchteten in angrenzende Länder oder nach Europa. Die Uno bezeichnet die syrische Flüchtlingskrise als die schlimmste seit dem Völkermord in Ruanda 1994.

Die erste sog. Flüchtlingswelle erreichte Europa 2015. Die Regierung unter Merkel reagierte zwar schnell, setzte die Rückführung von Flüchtlingen in die europäischen Ankunftsländer aus, und es gab eine viel gelobte „Willkommenskultur“. Allerdings gab es kein Konzept zur Unterbringung und Versorgung der Flüchtlinge (in den Hamburger Messehallen wurden 2015 bis zu 1200 Flüchtlinge von Freiwilligen betreut, nicht von staatlicher Seite), und die Willkommenskultur schlug um in offenen Rassismus. Flüchtlingsheime wurden angezündet, Busse attackiert, rechte Strömungen und vor allem die AfD erhielten massiven Zulauf, was 2017 schließlich zum Einzug der rechten Partei in den Bundestag führte. Osteuropäische Länder wie Polen und Ungarn weigern sich bis heute, Flüchtlinge aufzunehmen, auch wenn eine Klage vor dem Europäischen Gerichtshof jüngst scheiterte. Die Auswirkungen des syrischen Konfliktes betreffen also nicht nur Syrien selbst, sondern auch die direkten Nachbarn und die Globale Politik.

Und jetzt?

Auch wenn es Bestrebungen zur Befriedung des Landes gibt, ist ein Ende des Bürgerkrieges kaum absehbar. Bis heute stehen sich mehrere Parteien gegenüber, und da sich einige der Internationalen Verbündeten global gesehen nicht einig sind, wird eine Schlichtung sogar erschwert. Hinzu kommt, dass der Norden Syriens inzwischen größtenteils von Kurden kontrolliert wird, die dort ein Autonomes Gebiet einrichten wollen, was wiederum die Türkei verhindern will.
Der Bürgerkrieg in Syrien wird auch als Stellvertreterkrieg zwischen sunnitischen und schiitischen Ländern bezeichnet, und die religiöse Komponente sollte in diesem Konflikt nicht unterschätzt werden.

Putin und Trump beschlossen am Rande des G20-Gipfels 2017 in Hamburg eine Waffenruhe im Südwesten des Landes, die zwar brüchig ist, aber erstmal anhält. Zudem beschlossen die Türkei, Russland und der Iran eine Deeskalationszone in der Region Idlib.

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12 thoughts on “[Blogtour] Suppen für Syrien: Der syrische Bürgerkrieg

  1. Gelungener Einstieg in dieses wichtige Thema. Ich freu mich sehr, bei der Blogtour dabei zu sein und hoffe auf viel Unterstützung – gerade jetzt, gerade nach heute. Danke, dass du das initiiert hast!

  2. Was für ein wichtiges Thema und was für ein guter erster Einstieg. Wird endlich Zeit für die Bücher, die ich zu diesem Thema im Regal stehen hab. Und, wie es aussieht, für Suppen für Syrien.
    Danke für deine Initiative.

  3. Guten Morgen und vielen Dank für diesen informativen Beitrag.

    Ich habe im Januar 2016 syrische Flüchtlinge in meinem Haus aufgenommen und das war die beste Entscheidung, die ich in meinem ganzen Leben jemals getroffen habe.

    Gruß
    Babsi

      1. Man sollte öfter auf sein Herz und seinen Bauch hören und nicht immer nur auf den Verstand. ♥

        Damals haben mir viele Leute abgeraten – das sei zu gefährlich, Menschen aus einem fremden Kulturkreis, Moslems, Islam …. wenn ich Glück habe, fackeln sie mir “nur” die Bude ab, wenn ich Pech habe, vergewaltigen sie mich …BlaBlaBla …. die Syrer wohnen noch immer hier und gehören zwischenzeitlich zur Familie.

        LG Babsi

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