[Federlesen] Wie finde ich einen Blog, der mein Buch rezensieren will?

[Federlesen] Wie finde ich einen Blog, der mein Buch rezensieren will?

Das Verhältnis zwischen Autor_innen und Blogger_innen ist immer wieder spannend. Kaum glaubt man, dass jetzt alle wissen, wie der Hase läuft, kommen wieder Fragen, Missverständnisse, Hilferufe. Versuchen wir mal, wieder ein bisschen Struktur in das Literaturbloggerchaos zu bringen, denn sich als Autor_in, vielleicht sogar als “Frischling”, in dieser Welt zurechtzufinden dauert in der Regel länger als eine Kaffeepause.

Manchmal ist der Stapel mit Rezensionsexemplaren doch recht üppig.

Als Bloggerin erreichen mich regelmäßig Anfragen und Angebote, Bücher zu lesen und zu rezensieren, Unboxings zu machen oder ob ich Interesse an einer Blogtour hätte. Da gibt es nette Anfragen, Sammelmails, Verlagsnewsletter, persönliche Anschreiben von Selfpublishern, Überraschungspost…Das zu sortieren gehört auch zum Bloggerleben dazu, bei manchen mehr, bei manchen weniger.

Auf Twitter lese ich immer wieder, dass Autor_innen nicht wissen, wie sie einen passenden Blog finden, wie sie überhaupt Kontakt aufnehmen können, und wie sich die Zusammenarbeit gestalten kann. Zu letzterem Punkt hat Jasmin Zipperling jüngst einen Artikel für Books on Demand geschrieben, den ihr hier lesen könnt. Alle anderen Fragen – zumindest die, die mir einfallen – werden hier abgearbeitet.

Wie finde ich einen Blog, der mein Buch rezensieren könnte?

Dieser Frage begegne ich immer wieder. Als erstes wird da immer Tobis Topliste der deutschen Buchblogger genannt (https://www.lesestunden.de/topliste/). Diese Liste abzuarbeiten dauert allerdings eine halbe Ewigkeit, immerhin sind auf dieser Liste über 1100 Blogs eingetragen. Man kann die Blogs nicht kategorisieren, denn die Topliste misst die Reichweite und Vernetzung der einzelnen Blogs, zeigt aber nicht an, welche Genres besprochen werden oder ob jemand Rezensionsexemplare annimmt.

Ich habe ein Formular erstellt, über das man sich mit seinem Blog und seinen favorisierten Genres eintragen kann, und daraus einen Google-Spreadsheet gemacht. Zugegeben, es ist nicht die übersichtlichste Methode, aber es werden die bevorzugten Genres und die Bereitschaft für Blogtouren abgefragt. Mit der Tastenkombination Strg+F kann man sein Genre auch direkt suchen (Achtung: es ist eine Grobe Einteilung).

Als Blogger_in eintragen:

Blogs für Rezensionsanfragen:

Do: Stecke Zeit in Social Media oder auch die Liste, um Blogs zu finden.

Don’t: Darauf warten, dass wir Dich finden. Not gonna happen.

 

 

Hurra! ..ach ne, doch nicht – passt der Blog zu meinem Buch?

Du hast in der Liste (oder woanders) einen Blog gefunden von dem du glaubst, dass er dein Genre bespricht? Toll! Jetzt guck dir den Blog an.

Um herauszufinden, ob ein Blog deine Art von Büchern bespricht, hilft ein Blick in den Rezensionsindex, den haben inzwischen die meisten Blogs. So bekommst du einen Überblick, ob der oder die Bloggerin Interesse an deinem Buch haben könnte.

Lies auch ein, zwei Rezensionen und Artikel. Wenn dir der Stil nicht zusagt, wirst du auch mit einer Rezension zu deinem Buch nicht glücklich werden, egal wie lobend sie ausfällt.

Beispiel: Der Blogger liest vor allem Liebesromane, die auf englischen Schlössern spielen? Dann wird dein Dark Erotic Roman eher weniger Anklang finden.

Die Bloggerin liest Fitzek und Carter? Da könnte ein Buch in Richtung Elisabeth George nicht unbedingt passen weil zu wenig Blut.

Die Bloggerin betont, dass sie keine eBooks liest? Dann biete ihr dein Buch nicht an, wenn du keine haptischen Rezensionsexemplare anbietest.

Do: Setze dich mit dem Blog und den dazugehörigen Social Media Kanälen auseinander.

Don’t: Wahllos Blogs zusammensammeln.

Ein Wort zu Blogger_innen und eBooks

Auf der letzten Frankfurter Buchmesse saß ich ein einem Panel zu Bloggerrelations, das von Thorsten von BoD und Anabelle von Stehlblüten gehalten wurde. Im Publikum anwesend war auch ein Autor, der sich darüber beschwerte, dass “die meisten Blogger” keine eBooks annehmen würden und er das eine Frechheit fände, da er die haptischen Rezensionsexemplare selbst bezahlen müsse. Er fand es unmöglich, dass Blogger_innen “solche Ansprüche stellen .” (Auf die Antwort, dass es auch sehr viele Blogger gebe, die euch eBooks, tlw. sogar bevorzugt, lesen würden antwortete er, dass es so viel Arbeit mache, die zu finden, und wieso er jetzt noch, nach dem langen Schreiben, Zeit in Social Media investieren müsse.)

Nicht jeder Blogger steht auf eBooks

Viele Blogger_innen sind bis heute nicht wirklich warm geworden mit eBooks und bevorzugen die Printausgaben. Manche besitzen keinen eReader (und zu verlangen, das Buch dann doch bitte am Handy zu lesen ist einfach nur frech), andere sitzen für Arbeit und Blog schon genug am Rechner und wollen dann nicht noch auf den nächsten Bildschirm starren. Welche Gründe auch immer dazu führen, dass jemand keine eBooks lesen möchte – als Autor_in muss man das (wenn auch schweren Herzens) akzeptieren. Es klingt gemein, aber die Bloggerwelt hat nicht auf Dich und Deinen Debütroman gewartet. Es kommen jährlich so viele spannende Bücher auf den Markt, ein Autor, der mit nem Flunsch in der Ecke sitzt, weil keiner sein eBook lesen will, wird lächelnd ignoriert.

Do: Akzeptiere, dass nicht jeder Blogger_in vor Freude ohnmächtig wird, dass du dein Buch als Rezensionsexemplar anbietest. Akzeptiere, dass einige Blogger_innen keine eBooks möchten oder dein Genre nicht besprechen.

Don’t: die beleidigte Leberwurst spielen und schmollen, das zeugt von Unprofessionalität und wir Blogger_innen bekommen einen sehr guten (aber nicht positiven) Eindruck davon, wie sich die weitere Zusammenarbeit mit Dir gestalten wird.

Blog gefunden – aber wie melde ich mich bei dem Blogger?

Ganz einfach: am besten per Mail. Einige Blogger_innen kann man auch über die Social Media Kanäle anschreiben, aber bleiben wir hier beim klassischen Weg.

Das wichtigste: Respekt. Wir Blogger sind Menschen, die Bücher und das Literaturleben lieben. Wir verbringen einen Großteil unserer (grundsätzlich viel zu knappen) Freizeit mit Büchern und dem Blog. Emails, in denen du der große Autoradel bist und wir der Blogpöbel? Nicht cool. Nein, auch nicht, wenn du zwei Jahre an dem Buch gesessen hast.

Zum Respekt gehört auch, uns keine Massenmail mit “Lieber Blogger” zu schicken (in der dann auch noch deutlich wird, dass du dir keinen einzigen Blog angeguckt hast). Wenn du den Namen in die Anrede schreibst, achte darauf, dass er richtig geschrieben ist. Der Name steht im Impressum, ist also nicht schwer, die korrekte Schreibweise zu finden, und glaube mir: Massenmails oder Anrede mit falschem Namen landen schneller im digitalen Mülleimer als gammlige Milch.

Im Grunde ist es ganz einfach: schreib die Mail so, wie Du gerne eine Mail bekommen würdest.

Für Fortgeschrittene: Du hast dir auch einen Social Media Kanal angeguckt und nimmst darauf Bezug

Für Profis: Du erklärst, warum du denkst, dass dein Buch gut zu dem Blog passt. Achtung: nur machen, wenn du dir den Blog wirklich angesehen hast. Wir merken, wenn man uns Bullshit erzählt!

Was soll sonst in die Mail?

Titel und Klappentext, Link zu einem Onlinehändler wo es eine Leseprobe gibt (oder, wenn die Datei nicht riesig ist, auch in den Anhang). Nette Infos bei Selfpublishern sind Lektorat (Tante Elfriede beim Kaffeekränzchen drüberlesen zu lassen ist kein Lektorat!), und ob es ein Print oder eBook ist. Du kannst auch reinschreiben, ob du für Interviews zur Verfügung stehst oder an einer Blogtour interessiert bist.

Ein Beispiel: Jasmin Jülicher hat mich letztes Jahr angeschrieben, und gleich in den ersten Sätzen wurde deutlich, dass sie sich auch meinen Twitterkanal angeguckt hat. Sie hat der Mail eine kurze Leseprobe angehängt und mir von ihrem Lektorat erzählt, das sie über Crowdfunding finanziert hat. Obwohl das Genre ihres Romans – Steampunk – eigentlich nicht meinem Lesegeschmack entspricht, habe ich das Buch gelesen und rezensiert. Was mich überzeugt hat? Jasmins Email, das professionelle Lektorat und natürlich die Leseprobe, also die Story selbst.Du siehst: manchmal kann man einen Blogger auch von einem neuen Genre überzeugen, wenn man etwas mehr Arbeit in die Mail steckt.

Bitte nicht: ungefragt Bücher zuschicken

Man mag glauben, dass wir Blogger_innen uns grundsätzlich über jedes Buch freuen, das wir bekommen. Aber gerade bei ungefragt zugesandten Rezensionsexemplaren behalten sich inzwischen viele Blogger_innen vor, diese Bücher zu ignorieren. Das gilt auch und besonders für eBooks im Anhang, das das Mailpostfach größentechnisch füllt.Natürlich gibt es immer Ausnahmen. Trotzdem: gerade, wenn Du eine Rezension möchtest, frag vorher an, ob der_die Blogger_in Kapazitäten und Lust auf dein Buch hat!

Do: Respekt/normaler Umgangston in der Mail; Individuelle Mail schreiben.

Don’t: Massenmail schreiben; Bücher/eBooks ungefragt zuschicken.

Die Welt bricht zusammen – ich habe eine Absage bekommen. Oder gar keine Reaktion

Ganz wichtig: Absagen oder gar keine Reaktion sind niemals persönlich gemeint. Ich z.B. bekomme oft so viele Mails am Tag, dass mir manchmal die ein oder andere durchrutscht. Absagen schreibe ich auch häufig. Ich habe, wie jeder Mensch, nur begrenzt Zeit und gucke daher sehr genau, welche Bücher ich als Rezensionsexemplare anfrage bzw. annehme. Du kannst mir noch so sympathisch sein, wenn mir dein Buch nicht zusagt werde ich es nicht lesen.

Was du bei einer Absage auf keinen Fall machen solltest: eine pampige Mail zurückschreiben. Es ist mir egal, wie viele positive Rückmeldungen Du bereits hast, dass das Buch überall hoch gelobt wurde, und nein, ich möchte es mir nicht nochmal überlegen, weil ich echt was verpassen würde.

Was du bei Totenstille auf keinen Fall machen solltest: penetrant nachfragen und dann pampig werden.

Ich hatte jüngst den Fall, dass ich in meinem Spamordner auf Facebook eine Anfrage aus dem letzten Jahr entdeckt habe. Ich gucke da einfach nie rein. Erst wurde ich angefragt, dann wurde zwei mal nachgehakt, ob ich Interesse hätte oder die Mail untergegangen ist (ja, ist sie eindeutig, was man auch daran sieht, dass sie bei FB nicht als gelesen markiert war), und zum Schluss wurde es dann unfreundlich, mir sei jegliche Höflichkeit abhanden gekommen, denn antworten könne man ja bitte mal.

Solche Mails sind nicht nur nicht nett, sie bedeuten auch, dass ich dein Buch definitiv nicht rezensieren werde und auch keines deiner Bücher in Zukunft. Ich werde auch meinen Bloggerkolleginnen von einer Zusammenarbeit abraten, denn wie auch bei dem Autor in Frankfurt hat man hier ja schon einen ersten Eindruck.

Ich bin kein Hund, nach dem man pfeift und der dann hechelnd und schwanzwedelnd angerannt kommt, und ich möchte auch nicht so behandelt werden.

Do: Absage oder Nullreaktion akzeptieren – auch wenn es der Wunschblog war.

Don’t: pampig werden. Finden wir nicht cool, merken wir uns.

Yay, da möchte jemand mein Buch rezensieren

Das ist jetzt wirklich einfach. Hier musst Du nur ein paar Details mit der Blogger_in besprechen: wann ungefähr soll die Rezension erscheinen? Soll dazu mehr passieren, Interview, Blogtour, etc.?

Was vermutlich nicht so einfach ist, du aber dringend brauchst: Geduld. Sobald das Buch auf dem Weg ist, heißt es warten. Das Buch muss gelesen, die Rezension geschrieben werden. In dieser Zeit solltest du von Nachfragen zum Lesestatus absehen, weil das uns unter Druck setzt – und sowas finden wir echt nicht gut.

Do: Blogger_in in Ruhe lassen und abwarten.

Don’t: drängelnde Kontrollmails.

Ich habe eine schlechte Rezension oder sogar einen Verriss bekommen – was kann ich tun?

Nichts. So hart es klingt. Die meisten Blogger_innen schreiben keine Gefälligkeitsrezensionen, sondern geben ihre ehrliche Meinung wider. Dazu sind Rezensionen und Literaturblogs da. Wenn du damit nicht umgehen kannst, dann – auch wenn es hart klingt – biete dein Buch nicht als Rezensionsexemplar an. Von einem_r Blogger_in aus lauter Dankbarkeit für ein Gratisbuch grundsätzlich eine positive Rezension zu erwarten ist naiv.

Kommentieren steht dir natürlich frei, sieh dabei aber bitte von Beleidigungen ab. Dazu zählen auch Kommentare a la “Du scheinst das Buch nicht richtig gelesen zu haben”, oder “Du verstehst offensichtlich nicht, was ich meine. Es ist deine Aufgabe als Autor_in, deine Botschaft zu transportieren, nicht die des_der Leser_in, sie zu suchen.

Mit dem Anwalt drohen ist übrigens ebenso ein No Go (Ausnahme sind natürlich tatsächliche Straftatbestände!), und einen Shitstorm über die Rezension lostreten kannst du zwar, aber auch das merkt sich die Bloggerwelt.

Ein Beispiel, wie man auf einen Verriss antworten kann: Im März habe ich Nora Bendzkos Buch Wolfssucht verrissen. Ich hatte es abgebrochen, weil mir zu viele Tropes aus der Rape Culture/Rape Fiction begegneten.

Nora hat unter dem Tweet, in dem ich die Rezenion teilte, aber auch auf dem Blog selbst reagiert und eine Art Erklärung abgegeben, warum sie das Buch so geschrieben hat. Sie erklärte sich außerdem zur Diskussion bereit – solange sie sachlich und mit Respekt verläuft. Ich fand das unglaublich professionell und souverän!Ich habe Noras Erklärungen später der Rezension hinzugefügt, weil ich sie eine gute Ergänzung zur Rezension empfand und es auch zeigt, wie man als Bloggerin und Autorin über schlechte Rezensionen in Austausch treten kann.

Übrigens: ich erwarte von keinem Autor und keiner Autorin eine Stellungnahme oder Erklärung zu ihren Büchern. Aber Noras ernstes Angebot, in den Austausch zu gehen fand ich eine tolle Reaktion, die zudem von anderen gut aufgenommen wurde.

Do: Akzeptieren, dass nicht alle dein Buch mögen werden.

Don’t: Blogger_in beleidigen; mit dem Anwalt drohen.

Juchu, eine positive Rezension!

Natürlich sind positive Rezensionen zum eigenen Werk immer das schönste, was passieren kann. Die meisten Blogger_innen streuen ihre Rezensionen auf ihren Social Media Kanälen und auf anderen Plattformen wie Amazon und Lovelybooks, dein Buch wird also gut vertreten sein (das gilt natürlich auch für schlechte Rezensionen). Was du jetzt noch machen kannst: dich bedanken, und die Rezension über deine Kanäle teilen. Denn wir Blogger brauchen und freuen uns ebenso über Reichweite wie du.

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